Prognose

Corona-Rekorde in den USA und Deutschland

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In den USA gibt es erstmals mehr als 80.000 Neuinfektionen binnen eines Tages, in Deutschland überschritt die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung die Marke von 10.000. Auch Belgien meldet einen neuen Höchstwert.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen eines Tages in den USA ist erstmals seit Beginn der Pandemie auf über 80.000 gestiegen. Die Johns-Hopkins-Universität (JHU) verzeichnete am Freitag 83.757 neue Fälle, rund 12.000 mehr als noch am Vortag. In Deutschland wurden innerhalb eines Tages 14.714 Neu-Ansteckungen registriert, auch das ist Tagesrekord. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass in beiden Ländern mehr getestet wird als im Frühjahr.

In Deutschland überschritt die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung die Marke von 10.000. Da es allerdings am Donnerstag zeitweise zu Datenlücken bei der Übermittlung von Infektionszahlen gekommen war, könnten in der jüngsten Zahl der Neuinfektionen entsprechende Nachmeldungen enthalten sein. Auch am Samstagmorgen gab es zeitweise Unstimmigkeiten bei den angegebenen Zahlen.

Insgesamt haben sich laut Angaben des Robert Koch-Instituts in Deutschland 418.005 Menschen mit dem Virus infiziert (Stand: 24.10., 00.00 Uhr). 10.003 Menschen sind demnach seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Das sind 49 mehr als am Vortag. Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Freitag bei 1,23 (Vortag: 1,11). Das bedeutet, dass zehn Infizierte etwa zwölf weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen liegt dieser Wert nun bei 1,30 (Vortag: 1,23). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

USA: Insgesamt knapp 8,5 Millionen Fälle bestätigt

In den USA ist die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages indes erstmals seit Beginn der Pandemie auf über 80.000 gestiegen. Die Johns-Hopkins-Universität (JHU) verzeichnete am Freitag 83.757 neue Fälle, rund 12.000 mehr als noch am Vortag.

Die Gesamtzahlen der Infektionen liegen generell über denen vom Frühjahr. Sie sind aber nur bedingt vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.

Insgesamt wurden laut JHU in den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern seit Beginn der Pandemie knapp 8,5 Millionen Coronavirus-Infektionen bestätigt. Etwa 224.000 Menschen starben bisher - mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen aber auch wieder nach unten korrigiert.

Neuer Höchstwert in Belgien

Auch Belgien meldet mit 15.432 Corona-Infektionen binnen eines Tages einen neuen Höchstwert. Die Zahl sei für vorigen Dienstag (20. Oktober) registriert worden, meldete die Nachrichtenagentur Belga am Samstag unter Berufung auf das staatliche Gesundheitsinstitut Sciensano. Der vorherige Tages-Höchstwert lag bei 12.969 (18. Oktober).

Belgien hat nur 11,5 Millionen Einwohner und registriert trotzdem höhere Zahlen bei Neuinfektionen als Deutschland mit rund 83 Millionen Menschen. Die EU-Seuchenbehörde ECDC meldete am Freitag für Belgien pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen rund 1.020 Neuinfektionen.

Der Trend zeigt nach Angaben von Belga immer noch steil nach oben: Im Durchschnitt registrierte Sciensano in den sieben Tagen vom 14. bis 20. Oktober 11.201 neue Ansteckungen pro Tag, 56 Prozent mehr als in der Woche davor. Die Zahlen für die Tage danach sind noch nicht konsolidiert.

Die belgische Regierung hatte die Schließung von Lokalen und Restaurants, eine nächtliche Ausgangssperre, strikte Kontaktbeschränkungen und ein umfassendes Gebot für Arbeiten im Heimbüro verfügt, um einen kompletten Lockdown vorerst zu vermeiden. Die Regionalregierung der Hauptstadtregion Brüssel will noch am Samstag über weitere Maßnahmen beraten.

Mehr als 250.000 Corona-Todesfälle in Europa

In der EU verzeichnen Frankreich und Spanien mit jeweils mehr als einer Million Infizierten und über 34.000 Toten Negativrekorde. Noch mehr Tote gab es in Europa in Großbritannien (44.600) und Italien (mindestens 37.000). Europa (inklusive Russland) hat damit als zweite Region auf der Welt nach Lateinamerika mehr als 250.000 Corona-Todesfälle zu beklagen. Das ist ein Anteil von 19 Prozent an den global registrierten rund 1,1 Millionen Toten, wie aus einer Reuters-Erhebung aus offiziellen Daten hervorgegangen ist. Die höchste Sterberate weist Spanien auf. Die Zahl der nachgewiesenen Virus-Infektionen in Europa liegt inzwischen bei acht Millionen. Das ist rund ein Fünftel der Ansteckungen weltweit.

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl wütet die Pandemie neben Belgien auch in Tschechien, das knapp 10,7 Millionen Einwohner hat, besonders heftig. ECDC meldete am Samstag pro 100 000 Einwohner binnen 14 Tagen 1210,8 Neuinfektionen. Die Gesundheitsbehörden im Land meldeten mit 15.252 neuen Fällen binnen 24 Stunden den bisherigen Rekord-Zuwachs.

Im Nachbarland Slowakei traten am Samstag landesweite Ausgangsbeschränkungen in Kraft. Bis einschließlich 1. November dürfen Bürger ihre Wohnungen nur für den Weg zur Arbeit sowie dringende Besorgungen verlassen. An diesem und den beiden folgenden Wochenenden soll sich fast die gesamte Bevölkerung einem Antigen-Schnelltest unterziehen. Wer nach der Aktion keinen negativen Corona-Test vorweisen kann, muss in eine zehntägige Zwangsquarantäne. Auch mehrere slowakische Abgeordnete haben sich mit Corona infiziert.

Polens Präsident positiv getestet

In Polen wurde Präsident Andrzej Duda positiv auf das Coronavirus getestet. Sein Sprecher Blazej Spychalski teilte am Samstag auf Twitter mit, der 48 Jahre alte Präsident fühle sich gut. "Wir sind in ständigem Kontakt mit dem Gesundheitsdienst", schrieb Spychalski. Polen hatte am Freitag mit 13.600 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden einen neuen Höchststand gemeldet. Seit Samstag gelten im Land schärfere Maßnahmen. Unter anderem sind dort nun Restaurants geschlossen, Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten.

Auch andere Staaten Europas greifen inzwischen zu einschneidenden Maßnahmen: In Frankreich gilt seit Samstag eine nächtliche Ausgangssperre in 54 Departements und dem Überseegebiet Französisch-Polynesien. Betroffen sind davon 46 Millionen Menschen - zwei Drittel der Bevölkerung. Am Freitag gab es in Frankreich mit 42 032 Neuinfektionen binnen 24 Stunden wieder einen Rekord.

Im spanischen Corona-Hotspot Madrid gilt seit Samstag eine "nächtliche Schließung" zwischen Mitternacht und 6.00 Uhr. In dieser Zeit sind öffentliche Zusammenkünfte und private Treffen mit nicht zum Haushalt gehörenden Menschen verboten. In Spanien zeichnet sich angesichts rasant steigender Corona-Zahlen eine Rückkehr zum Alarmzustand wie während der ersten Pandemie-Welle im Frühjahr ab.

In Slowenien schließen Geschäfte und Kindergärten

In Slowenien schließen die meisten Geschäfte, Hotels, Kindergärten, Studentenheime, Friseurgeschäfte und Schönheitssalons. In Lettland dürfen bei Veranstaltungen in Räumen nur noch maximal zehn Personen zusammenkommen.

In Italien kam es zu Protesten. In der süditalienischen Metropole Neapel gingen in der Nacht auf Samstag Hunderte Menschen gegen eine Ausgangssperre und einen geplanten Lockdown für die Region Kampanien auf die Straße. Es gab zwei Festnahmen, zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Die Hauptstadtverwaltung in Rom kündigte die abendliche Schließung beliebter Treffpunkte an Wochenenden an, um Menschenansammlungen zu vermeiden: Freitag und Samstag von 21.00 Uhr bis Mitternacht sollen zentrale Plätze geschlossen bleiben.

In Wales dürfen keine Wasserkocher verkauft werden

Die Regierung in Wales erntete mit einem Verkaufsverbot für etliche Waren in Supermärkten massive Kritik. Als Teil eines temporären Lockdowns dürfen die Märkte nur noch "essenzielle Waren" verkaufen - selbst Geräte wie Wasserkocher oder Textilien wie Polster und Leintücher, aber auch Postkarten oder Geschirr sind in den Läden mit Plastikfolien oder anderen Barrieren abgesperrt.

In der Türkei hat sich der Bürgermeister der Millionenmetropole Istanbul, Ekrem Imamoglu, mit dem Coronavirus infiziert. Wie der 50 Jahre alte Oppositionspolitiker am Samstag via Twitter mitteilte, begab er sich Freitagabend mit hohem Fieber ins Krankenhaus.

(APA/dpa)

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