FPÖ: Wiener Blut und die Islamistenpartei

FPÖ: Wiener Blut und die Islamistenpartei
FPÖ: Wiener Blut und die Islamistenpartei(c) APA/HERBERT NEUBAUER (Herbert Neubauer)
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FPÖ-Chef Strache startet den Wiener Wahlkampf mit Angriffen auf die SPÖ. "Wiener Blut" will er nicht als Nazi-Diktion verstanden wissen. Unterdessen geht die Kritik an den FPÖ-Plakaten weiter.

Wien (maf). Genau so dürfte sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die Rückkehr aus dem Urlaub vorgestellt haben: Auf einer ausnehmend gut besuchten Pressekonferenz gab er am Donnerstag den Startschuss für den Wien-Wahlkampf. Für den dafür notwendigen Aufreger hatte die FPÖ davor selbst gesorgt: Die Plakate über „Wiener Blut“ sind von allen Seiten heftig kritisiert worden – eine Reaktion, die die Freiheitlichen wohl bewusst einkalkuliert haben.

Strache lässt minutenlang Walzerklänge aus der Operette „Wiener Blut“ samt passender Diashow vorspielen, setzt sich dann mit den Worten „Ist das nicht schön“ auf das Podium, um von Walzer, Operette und dem Vielvölkerstaat der Monarchie zu schwärmen, der von einer mitteleuropäischen, christlichen Kultur geprägt worden sei.

Und was ist mit der anderen Bedeutung von Blut, mit der nationalsozialistischen Rassentheorie? Für Strache ist es „geradezu pervers“, den Begriff als Nazi-Diktion zu bewerten. Dies sei eine „linkslinke Pervertierung“. Im Übrigen wende sich das FPÖ-Plakat gegen zu viel Fremdes, nicht gegen das Fremde.

Und damit kommt Strache zum eigentlichen Thema, zu den Angriffen gegen die Wiener SPÖ: Man könne den Eindruck gewinnen, diese sei eine Islamistenpartei geworden. 36 entsprechende Kandidaten würden dafür sprechen. Die weiteren Ausführungen sind bekannt: Es gebe zu viele Fremde in der Stadt, in manchen Schulklassen seien nur zwei österreichische Kinder. Die SPÖ kümmere sich nicht um diese Themen. Strache will eine Wohnbörse einrichten: SPÖ-Politiker sollen in Gegenden mit hohem Ausländeranteil ziehen – er kenne genug Menschen, die dort wegziehen wollen.

Strache sehnte sich nach den verstorbenen Wiener SPÖ-Bürgermeistern Leopold Gratz und Helmut Zilk zurück, diese hätten noch auf die Bevölkerung samt ihrer Kultur und Tradition geschaut. „Häupls Wiener SPÖ ist bestenfalls eine Karikatur der einstigen stolzen Sozialdemokratie“, so Strache. „Ich glaube, es ist Zeit, dieses rote Diktat demokratisch abzuschütteln.“

Als Mann fürs Grobe betätigte sich einmal mehr FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl – er startet die direkten Angriffe auf Bürgermeister Michael Häupl: „Der Bürgermeister, und das ist die nächste Heuchelei, wird einmal noch aufgepäppelt und sozusagen amerikanisch infiltriert in die Auslage gesetzt, dann hat er seine Schuldigkeit getan.“ Jeder wisse, dass die Wähler kurz nach der Wahl von der in Endzeitstimmung befindlichen SPÖ jemand anderes vorgesetzt bekommen würden. „Das ist organisierter Wahlbetrug“, so Kickl.

Lebensgefährliche Kampagne?

Unterdessen geht die Kritik an den FPÖ-Plakaten weiter. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely bezeichnete sie am Donnerstag als „lebensgefährlich“, da ein Drittel der Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegesystem aus dem Ausland komme.

ÖVP-Landesgeschäftsführer Norbert Walter kritisierte, dass damit auch die Zugezogenen aus den Bundesländern (wie er selbst; Anm.) vor den Kopf gestoßen würden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20. August 2010)

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