Song der Woche

Ela Minus: Endlich ein Quarantänelied

(c) Beigestellt
  • Drucken

Ela Minus, geboren 1990 in Kolumbien, lebt in Brooklyn, war Punk und Emo, liebt Maschinen. Ihr Debütalbum wollte sie erst „Little Acts of Rebellion“ nennen, strich dann aber das „little“.

Ela Minus: „Dominique“. Die Popmusik, wie wir sie kennen, hat bisher in Sachen Covid-19 weitgehend versagt, die traumatische Erfahrung von Lockdown und Quarantäne hat sie kaum behandelt, geschweige denn verdichtet, der 40 Jahre (!) alte Joy-Division-Song „Isolation“ blieb bei Weitem unerreicht. Hier versucht sich eine junge Frau am Thema, und irgendwie wundert es einen nicht, dass sie in der ästhetischen Tradition der Achtzigerjahre steht. „I haven't seen anyone in a couple of days“, singt sie, während das Bassthema unerbittlich abwärts strebt, „my brain is getting used to the haze“, es klingt weniger nach bitterer Einsamkeit als nach Ennui, den auch die zwitschernden Heimdisco-Synthie-Einwürfe nicht vertreiben können. Sie wolle nicht schlafen, bis die Sonne aufgeht, singt Ela Minus, doch es klingt, als ob sie Tag und Nacht gar nie mitbekommen könne in ihrer steten Halbwelt, und das macht den subtilen Grusel dieser Nummer wohl aus.

(c) Beigestellt

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.