Die vielen kleinen Blütensternchen der Rhipsalis tauchen zwar erst nach ein paar Jahren auf, doch das Warten zahlt sich aus. Zumindest die Vermehrung dieser reizenden Kakteengattung könnte einfacher nicht sein.
Irgendwann in den 1960er-Jahren, ich war noch nicht auf der Welt, kam mein Großvater eines Abends von der Idee eines Blumenfensters beseelt nach Hause. Auf einem seiner Streifzüge hatte er ein solches erblickt und augenblicklich Gefallen an dem damals neumodischen Accessoire gutbürgerlicher Stuben gefunden. Die Familienchronik berichtet, er habe das Wohnzimmer des alten Bauernhauses mit prüfendem Blick betreten, Krampen und Stemmeisen in der Hand, und sich ans Werk gemacht.
Die Großmutter konnte gerade noch ihren geheiligten Perserteppich in Sicherheit bringen, dann fielen die ersten Brocken. Er war ein Mann der Tat, zumindest das kann ich bezeugen, und beide waren sie mit grünen Daumen gesegnet. Als der Haussegen später wieder gerade hing, entwickelte sich das Blumenfenster zu einer Oase der absonderlichsten Pflanzen. Manche von ihnen blühten nur selten, doch dann in spektakulären Formen, Farben, Düften.