Nach der verunglückten Republik von 1918 wurde jene nach 1945 eine Erfolgsgeschichte. Wie sich Österreich selbst noch einmal aus dem Schlamassel zog – mit Fleiß, Kompromissbereitschaft, Glück und Hilfe von außen.
Anhand der Person Leopold Figl lässt sich die jüngere Geschichte dieses Landes, der Wandel im Denken und Handeln, eigentlich recht gut erzählen. Geboren 1902 in Österreich-Ungarn, im niederösterreichischen Tullnerfeld. Bauernsohn, acht Geschwister, schon als Schüler Mitglied des konservativ-katholischen Kartellverbands.
In der Ersten Republik höherrangiger Bauernbundfunktionär. Während des austrofaschistischen Ständestaats Mitglied des Bundeswirtschaftsrats und niederösterreichischer Führer der Ostmärkischen Sturmscharen, einer paramilitärischen Organisation. Ab 1937 Obmann des österreichischen Reichsbauernbunds.
Als die Soldaten NS-Deutschlands einmarschierten, wurde Leopold Figl bereits am 12. März 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Er wurde verprügelt, gefoltert, in Dunkelhaft gesteckt – unter anderem weil er im KZ das Wort „Österreich“ verwendet hatte.
Nach einer Typhus-Erkrankung wurde Figl vorzeitig entlassen – und betätigte sich im Widerstand. Er flog jedoch auf und landete erneut im KZ, dieses Mal in Mauthausen. Wegen Hochverrats hätte er exekutiert werden sollen. Aus der Todeszelle rettete ihn die Rote Armee, die von Osten nach Österreich vorstieß und der NS-Herrschaft ein Ende machte.