Premierenkritik

"Eugen Onegin" in der Staatsoper: Die Regie rührt mehr als die Stimmen

Die lange Tafel als Leitmotiv: Andrè Schuen als Eugen Onegin, Nicole Car als Tatjana.
Die lange Tafel als Leitmotiv: Andrè Schuen als Eugen Onegin, Nicole Car als Tatjana.(c) Staatsoper/Michael Pöhn
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Tschaikowskys „Eugen Onegin“ in neuer, junger Besetzung: ein im Ganzen eindringlicher, durchwegs bejubelter Abend.

Materialschlacht war das jedenfalls keine. Dabei kann „Eugen Onegin“ trotz Verzicht auf spektakuläre Massenszenen und bühnentechnische Effekte durchaus auch als große Oper russischer Prägung daherkommen: indem nämlich die enormen Gefühlsaufwallungen auch stimmlich ihre vollgültige Entsprechung finden. Falk Richters wenig geliebte Eis- und Schnee-Inszenierung von 2009 einmal dahingestellt, die ja nun ohnehin Geschichte ist – aber da waren seither Kaliber wie Dmitri Hvorostovsky oder Marius Kwiecién als Titelfiguren zu hören, niemand könnte Anna Netrebkos aus dem Vollen schöpfende Tatjana vergessen, und immer wieder hat etwa Ferruccio Furlanetto den Gremin georgelt. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Zugegeben, die „Lyrischen Szenen“ nach Puschkins Versdrama, wie Tschaikowsky das Werk im Untertitel genannt hat, wollen eben weg vom herkömmlich Opernhaften, sondern zarter und intimer wirken – und nicht von Ungefähr hat der Komponist seine Schöpfung 1879 einer kleineren Bühne zur Uraufführung anvertraut, dem Moskauer Maly-Theater, mit jungen Stimmen vom Konservatorium. Erst der durchschlagende Erfolg brachte den „Onegin“ in die großen Häuser.

Die Staatsoper will mit ihrer jüngsten Premiere die Quadratur des Kreises: eine optisch möglichst glaubwürdig junge Besetzung und eine neu durchdachte szenische Intimität auf großer Bühne – wobei neu relativ ist: Bogdan Roščić hat nämlich jene Produktion eingekauft, die Dmitri Tcherniakov 2006 für das Bolshoi-Theater Moskau geschaffen hat und die seither auch in Paris, London, New York und Tokio gezeigt wurde.

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