Kunstaktion

Beuys-Kunstwerk gestohlen? Alles nur Fake

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Die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule hatte behauptet, die „Capri-Batterie“ einem Museum in Tansania geschenkt zu haben. Nun ist das Werk wieder aufgetaucht.

Das kurzzeitig verschwundene  Kunstwerk „Capri-Batterie“ von Joseph Beuys ist wieder aufgetaucht. Das Theater Oberhausen und die Polizei bestätigten am Montag, dass das Werk in einem Lagerraum entdeckt worden sei. Den Hinweis dazu soll die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule selbst gegeben haben. Diese hatte sich vergangene Woche dazu bekannt, das Werk aus Protest gegen den Kolonialismus gestohlen zu haben.

Beuys hatte die „Capri-Batterie“ 1985 in einer Stückzahl von 200 Exemplaren hergestellt. Es handelt sich dabei um eine Zitrone mit daran angeschlossener Batterie. Seit dem 10. Oktober war es in der Ausstellung „Verschmutzung. Körperzustände. Faschismus. Christoph Schlingensief und die Kunst“ des Theater Oberhausens zu sehen. Am vergangenen Donnerstag hatte es dann geheißen, dass Werk nicht mehr auffindbar sei – aber erst, nachdem die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule angegeben hatte, das Werk entwendet zu haben.

Diebstahl als Wiedergutmachung an ehemaliger Kolonie

Die Gruppe hatte in einem Bekennerschreiben behauptet, das Werk sei im Rahmen einer Aktion mit dem Titel „Bad Beuys go Afrika“ nach Tansania gebracht worden. Dort solle es jetzt in einer Dauerausstellung neben traditioneller Handwerkskunst einer ethnischen Volksgruppe gezeigt werden.

„Unter dem Kolonialregime wurden Kunstgegenstände, Kulturgüter sowie Schädel von Hehe-Anführern aus Iringa geraubt und in unüberschaubarer Zahl nach Deutschland verbracht“, heißt es in dem Schreiben. Der Diebstahl sei eine Art Wiedergutmachung an der ehemaligen deutschen Kolonie Tansania.

In einem Bekennervideo wurde eine Reise nach Afrika gezeigt. Das Schlingensief gewidmete Video schürte schon Zweifel an Echtheit der Aktion: Man sieht die Mitglieder des Kollektivs beim „Diebstahl“ in schwarzer Kleidung und Sturmhauben. Bei ihrer Reise nach Afrika tragen sie Safari-Kleidung, im Hintergrund ist der Hit „Africa“ von Toto in einer Chorversion zu hören. Sie trinken Capri-Sonne, lassen sich die Füße massieren, liegen am Pool. Man sieht auch eine feierliche Übergabe des (nachgebauten?) Kunstwerks.

„Vertrauen nachhaltig gestört“

Das Kunstwerk ist im Besitz des LWL-Museums für Kunst und Kultur  in Münster. Dort ist man nicht amüsiert über die Aktion. „Das Vertrauen in das Theater Oberhausen ist nachhaltig gestört“, sagte Hermann Arnold, Leiter des LWL-Museums am Montag. Er hoffe, dass die polizeilichen Ermittlungen fortgesetzt werden, auch wenn das Kunstwerk jetzt wieder da sei. Der Museumsleiter spricht von einem kriminellen Akt. Es sei vollkommen legitim, auf Probleme wie Raubkunst im Kolonialismus hinzuweisen, aber diese Art dürfe nicht Schule machen.

Die Ausstellung in Oberhausen ist jedenfalls bis auf weiteres geschlossen.

Künstlerkollektiv

Die Frankfurter Hauptschule zählt nach eigenen Angaben etwa 20 Mitglieder. Die meisten von ihnen seien junge Kunststudierende aus dem Raum Frankfurt am Main.

Das Kollektiv provozierte bereits in der Vergangenheit mit umstrittenen Aktionen. Im August 2019 warf die Gruppe Klopapier in Goethes Gartenhäuschen in Weimar und protestierte damit gegen das Frauenbild des Dichters in seinen Werken.

(APA/dpa/Red.)

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