Interview

„Der Vampir tut das, was wir uns verbieten“

(c) Corbis via Getty Images (John Springer Collection)
  • Drucken

Der Vampirologe Rainer Köppl über untote Übermenschen, primitive Steirer und die letzte Chance auf eine tragische Liebe.

Die Presse: Wie hat man sich früher Vampire vorgestellt? Anders als wir heute?

Rainer Maria Köppl: Der alte Vampir war das personifizierte schlechte Gewissen, in Gestalt eines Schreckgespenstes – hässlich, grausig, stinkend. Die schwarze Romantik hat das Monster dann verklärt. Es wurde immer schöner, attraktiver, und die zuvor verdrängte sexuelle Komponente stärker. In unserer Popkultur ist der Vampir ein ironisch rezipiertes Objekt der Begierde geworden. Das stellt das alte Bild auf den Kopf.

Warum ist das Thema ausgerechnet in Südosteuropa ab 1700 so hochgekocht?

Die unglaublichen Geschichten passieren immer an den Rändern der Reiche, wo das Licht der Aufklärung nicht hinkommt, wo die Ungebildeten leben, die Anderen, denen man alles zutraut. Von dort kommen die Gerüchte. Der Leibarzt von Maria Theresia, Gerard van Swieten, schrieb über Vampire: Natürlich gibt es sie nicht, aber wenn es finster wird, hält das einfache Volk sogar eine schwarze Katze oder eine grunzende Sau für einen Vampir. Den Bericht verfasste er im Auftrag der Kaiserin, und das zeigt: Es war ein großes Thema, ein Konflikt zwischen Aufklärung und Aberglauben. Maria Theresia verbot darauf, Leichen auszugraben und sie zu pfählen oder zu enthaupten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.