Der Streit um Mohammed-Karikaturen nach dem Mord an einem Lehrer löst Empörung in der islamischen Welt aus. Der muslimische Dachverband in Frankreich bezeichnet die Freiheit zur Karikatur als „nicht absolut“.
Frankreich hat nach dem Mordanschlag eines mutmaßlichen Islamisten auf einen Geschichtslehrer seine im muslimischen Ausland lebenden Bürger zu größerer Vorsicht aufgerufen. Das französische Außenministerium gab am Dienstag auf seiner Internetseite neue Sicherheitshinweise für Indonesien, Bangladesch, Mauretanien, den Irak und die Türkei bekannt.
Die Franzosen sollten sich von Protesten gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen fernhalten und öffentliche Versammlungen meiden. "Es wird empfohlen, besonders auf Reisen und an Orten, die von Touristen oder Auswanderergemeinschaften besucht werden, äußerste Wachsamkeit zu üben", hieß es.
Mord an Lehrer wegen Karikaturen
Der Lehrer Samuel Paty war Mitte Oktober in einem Vorort von Paris von dem mutmaßlichen Islamisten angegriffen und enthauptet worden. Der tatverdächtige 18-Jährige mit tschetschenischen Wurzeln wurde von der Polizei erschossen. Den Ermittlungen zufolge wurde Paty getötet, weil er in einer Unterrichtsstunde zum Recht auf Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen verwendet hatte.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte nach dem Mord angekündigt, die Maßnahmen gegen den konservativen Islam zu verstärken, der die Werte Frankreichs zu untergraben drohe. Eine Reihe muslimischer Länder kritisierte daraufhin die französische Regierung heftig, da nach Macrons Aussagen die Cartoons nach wie vor veröffentlicht werden dürfen. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan war einer der lautstärksten Kritiker.
Frankreichs Muslim-Dachverband widerspricht Macron
Macron erntet mit seinen Aussagen aber auch Widerspruch von Muslimen im eigenen Land: Der muslimische Dachverband CFCM schrieb am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Freiheit zur Karikatur sei "nicht absolut". Sie müsse im Dienste der öffentlichen Ordnung und der Brüderlichkeit in Frankreich "eingeschränkt und in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden".
Der französische Muslim-Dachverband kritisierte weiter, Karikaturen wie die des Propheten Mohammed dürften nicht "jedermann aufgedrängt" werden. Dies sei der Fall, wenn die Zeichnungen Kindern im Schulunterricht gezeigt oder Karikaturen "auf öffentliche Gebäude projiziert" würden. In den südfranzösischen Städten Toulouse und Montpellier hatte die Regionalverwaltung die Mohammed-Karikaturen nach der Enthauptung eines Geschichtslehrers auf ihre Gebäude projizieren lassen.
(APA/Reuters/AFP)