Der türkische Präsident benutzt den Streit mit Paris und der EU, um von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken. Die türkische Wirtschaft ist auf rasanter Talfahrt.
Eigentlich werden Demonstrationen in der Türkei wegen der Corona-Epidemie derzeit nicht genehmigt. Doch wenn es um Kundgebungen im Sinne der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan geht, ist das etwas anderes: In Istanbul und anderen türkischen Städten versammelten sich jetzt Gruppen syrischer Flüchtlinge, um gegen Frankreich zu protestieren. Zuvor hatte Erdoğan der EU und insbesondere Frankreich einen „Großangriff“ auf den Islam vorgeworfen und zum Boykott französischer Waren aufgerufen. Auslöser ist der Streit um die Mohammed-Karikaturen. Doch Erdoğans Kampagne soll vor allem von der schlechten Wirtschaftslage in der Türkei ablenken.
Probleme mit USA und Moskau
Die Türkei betreibt seit einiger Zeit eine aggressive Außenpolitik, die zu Streit mit Europa wegen der Grenzziehung im östlichen Mittelmeer geführt hat. Mit den USA liegt das Land wegen der Anschaffung eines russischen Flugabwehrsystems über Kreuz. Mit Russland wachsen Spannungen wegen Ankaras Engagement an der Seite Aserbaidschans im Krieg gegen Armenien. Der eigenen Öffentlichkeit präsentiert Erdoğan die Differenzen als Versuche angeblicher Feinde, den Aufstieg der Türkei zur Regionalmacht zu verhindern.