Interview

Sebastian Klussmann: „Lernen, ohne dass es sich wie lernen anfühlt“

Sebastian Klussmann in seiner Heimatstadt, Berlin.
Sebastian Klussmann in seiner Heimatstadt, Berlin. (c) Marcus Wend
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Sebastian Klussmann lernt gern und weiß viel: Der vor allem aus der ARD-Quizsendung „Gefragt gejagt“ bekannte Berliner über die richtige Vorbereitung auf Prüfungen – und wieso man nicht immer am selben Ort lernen sollte.

Noch nie war so viel Wissen so leicht verfügbar wie heute. Trotzdem plädieren Sie in Ihrem neuen Buch „Besserwissen mit dem Besserwisser“ dafür, sich Wissen bewusst anzueignen, obwohl man alles binnen Sekunden im Internet finden kann. Warum?

Sebastian Klussmann:
Zum einen gibt es da die persönliche Ebene: Je mehr Wissen ich habe, desto einfacher fällt es mir, Dinge einzuordnen und mir zu merken. Die zweite ist die soziale Ebene: Wir alle sind soziale Wesen und können dank geteiltem Wissen besser miteinander umgehen. So fällt es mir auf einer Party nicht schwer, ins Gespräch zu kommen, wenn ich auf die einzelnen Interessen der anderen Gäste eingehen kann.
Zum drittten hat Allgemeinwissen natürlich auch einen gesellschaftlichen Mehrwert: Je mehr wir einander verstehen, Wissenswelten teilen, desto sicherer ist auch die Demokratie. Wissen ist also auch ein sozialer Kitt. Umgekehrt: Je mehr Wissenswelten sich abspalten, desto gefährdeter ist das Allgemeinwohl.

Leider gibt es immer weniger verbindende Dinge, die alle gemeinsam erleben, wie eine Fußballweltmeisterschaft. Aus meiner Sicht spricht viel dafür, sich breit zu bilden, auch wenn man alles einfach ergooglen kann. Lernen ist auch etwas, das wir im Prinzip verlernen können. Wenn wir nicht bewusst lernen, dann verlieren wir auch die Fähigkeit, Dinge überhaupt zu erlernen.

Sie schreiben, es sei möglich, zu lernen, ohne dass es sich wie lernen anfühlt. Wie kann das im Studium gelingen – etwa bei Themenbereichen, die einem vielleicht nicht so liegen?

Indem man zum Beispiel Querverbindungen sucht zu Bereichen, die einen interessieren. Das schaffen sehr gute Lehrer. Man kann es aber auch selbst versuchen. Wenn ich mich nicht für Mathematik interessiere, dann versuche ich, sie bei etwas anzuwenden, das mich interessiert: Sportstatistiken etwa. Wenn ich nichts mit geschichtlichen Themen anfange, dann kann ich historische Filme und Serien schauen und da Querverbindungen herstellen.
Ich habe zum Beispiel als Jugendlicher in Englisch meinen Wortschatz erweitert, indem ich englische Biografien von Wrestlern gelesen habe. Wrestling war damals ein großes Hobby von mir. Wenn man sich also ein Themengebiet sucht, das einem nahe liegt, lernt man dadurch auch die Sprache leichter. Es treibt einen auch an. Wir haben so viel Auswahl, die uns das Lernen ermöglicht. Wir müssen nur auf die Suche gehen. Die meisten Stoffe kann man sehr ansehnlich gestalten. Es gibt beispielsweise ein populärwissenschaftliches Sachbuch, das Physik anhand von Comichelden erklärt. Das war phänomenal und hat Menschen abgeholt, die an derartigen Themen weniger Interesse haben. Aber natürlich am Ende des Tages: Gewisse Dinge bedeuten Arbeit. Das Verständnis von abstrakteren Dingen setzt Arbeit voraus. Die Bereitschaft, den Kopf anzustrengen.

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