Acht-Punkte-Plan

Digitale Schule: Wenn die Frühwarnung via App nach Hause kommt

10- und 11-Jährige Schüler erhalten ab Herbst 2021 digitale Endgeräte.
10- und 11-Jährige Schüler erhalten ab Herbst 2021 digitale Endgeräte.(c) imago images/Westend61 (Fotoagentur WESTEND61 via www.imago-images.de)
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Die Ausstattung von Schülern mit Laptops und Tablets ist nur ein Aspekt des Digitalisierungsplans, für den das Bildungsministerium jährlich 50 Millionen Euro in die Hand nehmen will.

Am Vortag wurde der Entwurf zur Begutachtung eingebracht, am Mittwoch folgte dann die Verkündigung vor Medien im Bildungsministerium: Die Bundesregierung setzt in ihrem Vorhaben der schrittweisen Digitalisierung der Schulen nun einen nächsten Schritt, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) im Kontext des neuen Bundesgesetz zur Finanzierung der Digitalisierung des österreichischen Schulwesens (DigiSchG) am Mittwoch betonte. Wichtigste Details: Eine neue zentrale Plattform (PoDS), auf die auch die Eltern zugreifen können, Endgeräte für Schüler und Lehrer sowie der Ausbau der IT-Infrastruktur.

Einheitliche Plattformen, Online-Kurse für Lehrer

Dem bereits im Frühsommer im Zuge der Coronakrise postulierten „Digitalisierungsschub“ der Schulen [premium] folgte der „Acht-Punkte-Plan“, den die Bundesregierung unter Federführung des Bildungsministeriums nun abarbeitet und für den diese in den kommenden Jahren rund 50 Millionen Euro jährlich ausgeben wird. Bis dato musste sich jede Schule in den Nachwehen des Coronasemesters überlegen, welche Plattform sie für ihre Kommunikation verwenden möchte, um die Online-Tools zu vereinheitlichen. Über den Sommer gab es für Pädagogen zudem ein Angebot digitaler Fortbildungen und Kurse (MOOC), die Zehntausende tatsächlich absolviert haben. 

Diese würden auch bedingen, dass - anders als bei analogen Kursen - künftig das Motto „wie in der Kirche“ nicht mehr gelte, nämlich: „Es kommen immer die gleichen.“ Das Online-Angebot sei breit genutzt worden.

Endgeräte für 10- und 11-Jährige sowie Lehrende

Als „symbolisches Herzstück“ der Digitalisierungsoffensive wurden einmal mehr die neuen digitalen Endgeräte ins Spiel gebracht, deren Ausrollung bis Schulbeginn 2021 für alle Schüler der fünften und sechsten Schulstufe erfolgen soll und deren „europaweiter Beschafffungsprozess“ noch diesen Dezember starten soll. Nötig dafür ist jedenfalls die Erstellung eines eigenen Digitalisierungskonzepts. Insgesamt könnten auf einen Schlag zwischen 80.000 und 160.000 Kinder in den Genuss der neuen Endgeräte kommen. Je nachdem, wie viele Schulen ein solches anfordern und „unabhängig davon, ob die Schüler in Bundes- oder Landesschulen gehen“, denn es solle „keine föderalistischen Grabenkämpfe“ zwischen Bund und Ländern geben, sagte Faßmann.

Den Selbstbehalt der Geräte von 25 Prozent müssten nur jene Erziehungsbrechtigte zahlen, die keine Empfänger von Notstands-, Sozial- oder Studienbeihilfe sind. Im Sinne der „digital equity“ sollen alle Schüler denselben Zugang zur digitalen Schule erhalten, sagte Sektionsschefin Iris Rauskala. Bis 18. Dezember 2020 haben die Schulstandorte nun Zeit, dem Ministerium via „Letter of Intent“ zurückzumelden, ob und welche Endgeräte angefordert werden. Auch die Pädagogen werden eine bestimmte Anzahl von Geräten zur Verfügung gestellt bekommen.

Bei der Frage der Betriebssysteme seien drei Bewerber im Rennen, sagte Faßmann. „Nicht alle müssen sich der ,Windowswelt' aussetzen“. So sei auch Apple als Betriebssystem der Engeräte denkbar. Die Entscheidung ist den Schulen überlassen. Gezwungen werde aber keine Schule, bei der Ausrollung mitzumachen: Ein Standort könne sich
auch dafür entscheiden, als „letztes gallisches Dorf“ weiter nur auf
analogen Unterricht zu setzen. Doch gehe er nicht davon aus, dass das viele Standorte betreffen werde.

PoDS wird neue Online-Drehscheibe

Ein weiteres zentrales Element, das Martin Bauer als Leiter der IT-Didaktik im Ministerium am Mittwoch vorstellte, ist die neue Plattform PoDS (Portal Digitale Schule), das künftig als zentrale Drehscheibe Online-Tools wie Moodle, das digitale Klassenbuch Webuntis, das Sokrates-Verwaltungsprogramm, die rund 6000 Lerninhalte der Eduthek sowie die mit dem ORF betriebene Video-Plattform Edutube verknüpfen wird. Auch Kontaktdaten von Schülern und Lehrern werden darin zu finden sein, die Plattform auch in einer App-Version zur Verfügung stehen. Diese wird zunächst, konkret bis September 2021, allen Bundesschulen zur Verfügung stehen. In weiterer Folge auch den Landesschulen, „wenn sie das wollen“, sagte Faßmann. Betrieben wird sie vom Bundesrechnungszentrum.

Derzeit sei man dabei, sagte Reinhard Böhm, AHS-Professor und Bundessprecher der Administratoren, die Schüler via QR-Code für PoDS zu registrieren. Via Single-Sign-On ist es für diese (wie auch Pädagogen und auch Eltern) möglich mit einem einzigen Benutzernamen sowie Passwort auf alle Inhalte zuzugreifen. So könnten künftig auch Eltern Frühwarnungen über PoDS beziehen und zu Hause ausdrucken oder Sprechstunden mit Pädagogen ausmachen.

Derzeit befinde man sich zwar noch in einer „Kennenlernphase“, wie Böhm meinte, doch sei er überzeugt, dass die Plattform eine „positive Eigendynamik“ entfalte und zur „Drehscheibe der Schuladministration“ werde.

App-Gütesiegel, Eduthek und Infrastruktur folgen

Offene Punkte im Plan sind unter anderem der Ausbau der Eduthek entsprechend der Lehrpläne anhand eines einheitlichen Katalogsystems, ein zertifiziertes Gütesiegel für Lern-Apps sowie der Ausbau der Basis-IT-Infrastruktur an den Bundesschulen mit Glasfaseranschlüssen.

Auf die Frage eines Journalisten, weshalb die Digitalisierungsoffensive erst jetzt und nicht - wie von der Opposition häufig kritisiert - schon vor Jahren stattgefunden habe, meinte Faßmann schließlich: „Ich strebe keine große Vergangenheitsbewältigung an. Doch wenn man meine VorgängerInnen befragt, dann heißt es meist, es sei am jeweils anders gefärbten Finanzministerium gelegen.“

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