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Koopetition mittels Blockchain – zwei Vorzeigebeispiele

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Das Ziel: servicebasierte, digitale Geschäftsmodelle so umsetzen, dass umfassende Kundenangebote entstehen. Der Weg: Koopetition, eine Mischung aus Kooperation und Kompetition, mithilfe der Blockchain-Technologie.

Anfang 2017 schlossen sich neun europäische Banken unter dem Projektnamen Digital Trade Chain zu einem Konsortium zusammen. Die gemeinsame Idee lautete, Käufer, Verkäufer, Banken, Versicherer und Logistikorganisationen in einem Netzwerk zu verbinden, um den grenzüberschreitenden Handel zu vereinfachen. Als Teilnehmer des Netzwerks können Händler Bestellungen initiieren, den Order-to-Payment-Prozess verwalten und Finanzierungen erhalten oder auch das Netzwerk nutzen, um neue Handelspartner zu finden.

„Wir handeln“


Die mittlerweile auf We.trade umgetaufte Plattform beruht auf einer IBM-Blockchain-Lösung, bei der sich Handelsfinanzierungen durch erhöhtes Vertrauen, Sicherheit sowie Transparenz und eine hohe Cashflow-Planbarkeit auszeichnen. Der konkrete Ablauf: Details eines Handelsgeschäfts, Konditionen und Zahlungsbedingungen werden von Käufern und Verkäufern auf der Plattform bestätigt und gespeichert. Die Zahlung wird automatisch ausgeführt, sobald die zuvor vereinbarten Bedingungen erfüllt sind. Käufer bzw. Verkäufer können zudem optional eine Absicherung über die Plattform beantragen. Dabei verpflichtet sich die Bank des Käufers unwiderruflich dazu, dem Verkäufer den Kaufpreis nach Erfüllung der Zahlungsbedingungen zu überweisen. Das sogenannte Bank Payment Undertaking (BPU) stellt somit eine unwiderrufliche, bankmäßige Sicherheit für die Verkäufer dar. Auf Basis eines erhaltenen BPU kann der Verkäufer zudem eine regresslose Finanzierung, das BPU Financing, über seine Bank in Anspruch nehmen. Diese Art der Finanzierung soll die Liquidität der Unternehmen verbessern und gleichzeitig eigene Finanzierungslinien schonen. Inzwischen bieten 13 große europäische Banken in 14 Ländern das We.trade-Service an, darunter die Erste Bank in Österreich.

Ausgezeichnet, weltweit


Die Vorteile für beteiligte Handelsunternehmen im Im- und Exportgeschäft bringt Robert Konrad, Erste Bank Head of Transaction Banking Sales, auf den Punkt: „Transparenz und Sicherheit bei Geschäftsbeziehungen, reduziertes Risiko durch die finanzielle Absicherung gegen Schuldnerrisiken, Zeit- und Kostenersparnis durch die automatisierte Überwachung der Vertragsbedingungen und die Zahlung bei Erfüllung ohne Verzögerungen. Dazu kommen die geringeren Zugangsbarrieren für Trade-Finance-Dienstleistungen, die es ermöglichen, mehr (internationalen) Handel zu betreiben.“

Was bislang quer durch Europa bestens funktioniert – We.trade wurde von Global Trade Review (GTR) und Global Finance zwei Mal als „Best FinTech Disruptor“ ausgezeichnet – soll künftig weltweit klappen. In Planung ist in einem ersten Schritt die Ausweitung des Netzwerks auf Asien. Den koopetitiven Charakter unterstreicht beim Expansionsvorhaben etwas, das in einer bislang im Konkurrenzdenken verhafteten Businesswelt bemerkenswert ist: So plant IBM, verantwortlich für die We.trade-Blockchain-Lösung, die Arbeit am Aufbau der Interoperabilität mit anderen Handelsfinanzierungsnetzwerken fortzusetzen. In Gang ist bereits eine Kooperation mit ETradeConnect mit Sitz in Hongkong, eine Blockchain-basierte Plattform, die von zwölf asiatischen Banken gebildet wird.

Blockchain & Internet of Things


Wie innovative Blockchain-Lösungen zur Koopetition von Unternehmen führen können, zeigt mit Waltonchain ein weiteres junges Projekt. Die Benennung nach Charles Walton (1921–2011), dem Begründer der RFID-Technologie (Radio Frequency Identification), ist kein Zufall, greift doch das chinesisch-koreanische Waltonchain-Team auf diese Technologie zurück, um eine Kombination von Blockchain und dem Internet of Things (IoT) zu realisieren.

Im Fokus stehen die komplexen Systeme der Logistik mit ihren zahlreichen beteiligten Parteien entlang der Lieferkette und dem resultierenden Koordinationsaufwand zwischen den vernetzten Unternehmen. Unterschiedliche Standards beim Datenaustausch sowie Fragen der Vertrauenswürdigkeit der Akteure bzw. Daten führen hier regelmäßig zu Problemen. Das gilt für die RFID-Technologie ebenso wie für die Welt des IoT. Beide Bereiche kämpfen vor allem damit, dass Daten von Waren- und Maschinensensoren schwer abzusichern und teils inkompatibel sind. Das erschwert die Kommunikation und birgt das Risiko der Manipulation. Waltonchains Lösung besteht darin, bei der Überwachung und Nachverfolgung von Produkten – von der Produktion über die Lagerung bis zur Lieferung an die Endverbraucher – ausschließlich auf RFID-Identifizierung zu setzen und die erfassten Daten auf einer Blockchain zu speichern.

Neues Informationszeitalter


Das Unternehmen hat dafür den Begriff des Value Internet of Things (VIoT) geschaffen. Von der Nutzung der Blockchain-Technologie verspricht man sich nicht nur mehr Datensicherheit, eine präzise Rückverfolgung von getrackten Waren und Fälschungssicherheit, sondern auch die Entstehung eines dezentralisierten Netzwerks, das die Grundlage für Koopetition liefert. „Blockchain kann uns helfen, Vertrauen aufzubauen. Es geht um eine IoT-Ökologie der neuen Generation, in der man Software und Hardware miteinander verbindet, Ketten in ein Netzwerk integriert, Daten gemeinsam nutzt, Abfrage und Validierung domänenübergreifend möglich sind und Werte übertragen werden können“, heißt es dazu bei Waltonchain. Der Blick in die Zukunft ist laut Chief Expert Mo Bing visionär: „Wir wollen die Menschheit über Blockchain in das zuverlässige digitale Leben führen, hin zu Konsensverhalten und zu Ko-Governance, um durch die gemeinsame Nutzung von IoT-Daten und -Diensten ein neues Informationszeitalter zu verwirklichen.“

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