Neues Album "Hell"

Die Ärzte: Punk ist – ja, was denn?

Joerg Steinmetz
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Die deutschen Punk-Ironiker wiederholen sich – und klingen (zum Glück) nur ein bisschen gereifter: Das neue Ärzte-Album „Hell“ ist ein selbstreferenzieller Ritt durch die eigene Bandgeschichte.

Was ist schon Punk? Die Ärzte haben sich seit ihrer Gründung 1982 stets mit ironischer Selbstüberhöhung und Popstar-Gehabe von der Berliner Punkszene, aus der sie entstanden sind, abgegrenzt. Es gehört zur Tradition, dass sie in fast jedem neuen Album einmal erörtern, was richtige Punk-Attitüde ist (und was nicht). In „Punk ist . . .“, einem veritablen Jazzsong, goutierten sie 1998 sowohl „besoffen Lieder grölen am Tresen“ als auch „jeden Tag zur Arbeit gehen“ als akzeptable Haltung. 2003 wunderte sich Schlagzeuger Bela B in „Als ich den Punk erfand“ darüber, „was drei Akkorde so können“. Im Video zu „Ist das noch Punkrock?“ (2012) hoppeln flauschige Kaninchen um die Band. Jetzt wird der Punk-Begriff endgültig entwertet: „Einfach alles ist Punk“, singen die Ärzte in „Morgens Pauken“, der ersten Single aus dem neuen Album „Hell“.

„Du betrügst bei Blinde Kuh und du likst die CDU; hast 'nen Pelzmantel im Schrank – du bist Punk“ – der Song ist auch eine Antwort auf Wirtschaftsmagazine namens „Business Punk“. Rasant wird aufgezählt, wer und was heute ungestraft als Punk firmieren kann, der Zappa wie auch der Zander Frank, auch Didi Hallervordens „Punker Maria“ wird zitiert: Gut vorstellbar, dass die Ärzte bei Konzerten – wenn diese wieder möglich sind – den Text fröhlich variieren werden.

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