Morgenglosse

Sieben Gründe, weshalb Rot-Pink in Wien scheitern könnte

WIEN: START DER KOALITIONSVERHANDLUNGEN ZWISCHEN SPOe UND NEOS: KERN / EMMERLING / WIEDERKEHR / TAUCHER / NOVAK / LUDWIG
WIEN: START DER KOALITIONSVERHANDLUNGEN ZWISCHEN SPOe UND NEOS: KERN / EMMERLING / WIEDERKEHR / TAUCHER / NOVAK / LUDWIGAPA/HELMUT FOHRINGER
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Schon bemerkenswert: Nach einer flott im Linkswalzer gedrehten Wiener Sondierungsrunde soll nach Michael Ludwigs Wahl schon feststehen, dass an Rot-Pink kein Weg vorbei führt. Ist das so?

Koalitionsgespräche zur Bildung einer Bundesregierung sind oft eine recht zähe Sache. 60 Tage dauern sie im Durchschnitt, der Rekord liegt bei vier Monaten (genau waren es 129 Tage im Jahr 1962 – falls Sie sich nicht mehr erinnern können). Dann und wann platzen sie auch, wie unter Wolfgang Schüssel und Alexander Van der Bellen (Schwarz-Grün) oder unter Viktor Klima und - schon wieder -  Wolfgang Schüssel (Rot-Schwarz).

Und in Wien? Da wird nicht lange herumgefackelt. SPÖ-Chef Michael Ludwig will in weniger als vier Wochen durch sein. Nach nur einer Runde mit drei Parteien hat er seine Wahl getroffen: Pink. Alles paletti also? Steht Rot-Pink nichts mehr im Wege? Sieben - vielleicht nicht zu 100 Prozent ernst gemeinte - Szenarien, weshalb Michael Ludwig und Christoph Wiederkehr doch noch bei ihrem Paarlauf straucheln könnten.  

1. Bürgermeister Michael Ludwig erfüllt Christoph Wiederkehr den Traum, und gewährt ihm, das Bildungsressort führen zu dürfen. Gleichzeitig unterstellt er Bildungsdirektor Heinrich Himmer, ohnedies ein treuer SPÖ-Mann, sicherheitshalber direkt dem Bürgermeister und bindet ihn an dessen Weisungen.

2. Michael Ludwig nimmt Christoph Wiederkehrs Ansage aus dem Wahlkampf beim Wort, auch in der Regierung Kontrollpartei sein zu wollen. Und beauftragt den Neos-Chef mit der politischen Oberhoheit über Park-Sherriffs, Fahrgastüberprüfung, Marktamt und Lebensmittelpolizei.

3. Die SPÖ verkleinert den Stadtsenat, um in Corona-Zeiten und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise Willen zum Sparen zu dokumentieren. Oh! Die Neos und Christoph Wiederkehr hätten dann keinen Anspruch mehr auf einen Stadtrats-Sitz. Michael Ludwig bietet in Analogie zu den Staatssekretären auf Bundesebene den Pinken in Wien das neu zu schaffende Amt eines Stadt-Sekretärs an.  

4. Christoph Wiederkehr nimmt zum nächsten rot-pinken Stelldichein als kleines Dankeschön für die zuletzt von der SPÖ gereichten Punschkrapfen ein Fläschchen Kremser Sandgrube mit. Michael Ludwig steht wortlos auf, geht zur Tür, dreht sich kurz um, vergisst nicht auf sein charakteristisches Winken - und ist weg. Wie? Nicht verstanden? Krems! Wer ging dort zur Schule? War dort kurzzeitig Mitglied einer schlagenden Mittelschülerverbindung? Maturierte dort vor seiner politischen Läuterung und seinem Gang nach Wien? Noch nie etwas von Michael Häupl gehört?!

5. Christoph Wiederkehr erkennt, dass er dem politischen Langzeitprofi Michael Ludwig in den Verhandlungen nicht gewachsen sein könnte und nimmt Bundesobfrau Beate Meinl-Reisinger in sein Verhandlungsteam auf. Die hatte Ludwig bei dessen Kür zum Bürgermeister so begrüßt: „Von einem Obersumpfmeister und Inseratenkaiser ist kein Systemwechsel zu erwarten.“ Die erst sehr junge generationenübergreifende Männerfreundschaft zwischen Ludwig und Wiederkehr geht in Brüche.

6. Birgit Hebein bietet unter der für die SPÖ offen gehaltenen Tür stehend an, dass die Grünen auf den zweiten Stadtratsposten verzichten; und dass sie dem Ressort mit den Zuständigkeitsbereichen Haustierhaltung sowie Tierschutz unter besonderer Berücksichtigung des Erhalts des Lebensraums von Ziesel und Feldhamster zustimmt.

7. Gernot Blümel erkennt, dass der Job eines Finanzministers und des Vater-Seins mit einem Baby doch zeitraubender ist als im jugendlichen Übermut zunächst gedacht - und lässt Michael Ludwigs altem Freund Walter Ruck den Vortritt.  

Sieben Gründe als, weshalb das doch nichts wird mit Rot-Pink.
Nun gut, gar so schlecht dürften die Chancen für Rot-Pink dann tatsächlich nicht stehen.

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