Corona-Maßnahmen

Kommt ein (partieller) Lockdown in Österreich?

Werden Österreichs Straßen aufgrund verschärfter Coronaregeln bald wieder leer sein?
Werden Österreichs Straßen aufgrund verschärfter Coronaregeln bald wieder leer sein?(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Die Regierung berät heute die Lage in den Spitälern, für 14 Uhr ist eine Pressekonferenz geplant. Schon jetzt kursieren Gerüchte über einen zweiten Lockdown, nächtliche Ausgangsbeschränkungen und eine „Rotschaltung" für ganz Österreich.

Aufgrund steigender Infektionszahlen mit dem Coronavirus zwingt sich Deutschland ab 2. November in einen zweiten Lockdown. Zwar bleiben Schulen, Kindergärten, der Handel und Kirchen verschont, doch müssen unter anderem Bars und Restaurants schließen. Frankreich hat bereits nachgezogen - und einen Lockdown ab Freitag angekündigt. Was wird Österreich tun? Dem Vernehmen nach will sich Türkis-Grün am Vorgehen der beiden Länder sowie an der Schweiz, die an Ähnlichem tüftelt, orientieren. Fest steht: Heute kommen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (beide Grüne) mit Experten zusammen, um sich über die Spitalskapazitäten im Land zu informieren. Für 14 Uhr ist eine Pressekonferenz geplant.

Ob bei letzterer bereits konkrete Maßnahmen verkündet werden, ist unklar. Auf eine entsprechende Frage der „Presse“ hieß es aus Regierungskreisen lediglich: „Wann, was, wie ist noch offen.“  Gerüchte gibt es allerdings schon zahlreiche. So berichtet etwa der „Standard“, dass innerhalb der Coronaampelkommission darüber diskutiert wird, ganz Österreich bis auf sieben Bezirke in Kärnten rot einzufärben. Allerdings: An die höchste Warnstufe sind keine Maßnahmen geknüpft, die automatisch in Kraft treten. Solche könnten aber freilich von Türkis-Grün heute oder in den nächsten Tagen verkündet und erlassen werde.

Einem Artikel der Tageszeitung „Österreich“, der sich auf einen namentlich nicht genannten „Regierungsinsider“ beruft, könnten persönliche Treffen noch strenger reguliert werden, auch der Kulturbereich soll nahezu zum Erliegen kommen, auch Fitnesscenter dürften wieder schließen. Der Handel soll diesmal hingegen geöffnet bleiben, ebenso Kindergärten und Schulen, heißt es. Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ wiederum wollen erfahren haben, dass die Bundesregierung nächtliche Ausgangsbeschränkungen erwägt, um die Pandemie einzudämmen.

Rendi-Wagner rechnet mit Lockdown in zehn Tagen

Bereits für einen „partiellen Lockdown“ für die Dauer von zwei bis drei Wochen ausgesprochen hat sich gegenüber der „Presse“ Rainer Thell, Facharzt für Anästhesie sowie Intensivmedizin und Leitender Oberarzt der Notfallaufnahme an der Klinik Donaustadt. Konkret: „Schulen und alle Arten von Geschäften würde ich offenhalten. Schulen wegen der gigantischen Auswirkungen auf die Schüler sowie deren Eltern. Und Geschäfte, weil dort praktisch keine Übertragungen erfolgen – weder in Baumärkten noch in Textilgeschäften, Parfümerien oder im Elektrohandel.“

Ähnlich die Chefin der größten Oppositionspartei: Die Situation im Land sei eine „sehr ernste, vor allem die Entwicklung in den letzten Tagen ist eine dramatische, weil wir sehr schnell steigende Zahlen an Neuinfektionen haben und eine noch schneller steigende Zahl an Covid-Intensivpatienten“, meinte die ehemalige Gesundheitsministerin, SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner am Donnerstag. Aktuell würde sich die Zahl der Intensivpatienten innerhalb von zehn Tagen verdoppeln. Sollten die derzeitigen Maßnahmen der Regierung nicht greifen, würden in zehn Tagen 50 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patienten ausgelastet sein, rechnete sie vor. Nach weiteren zehn Tagen werden alle freien Ressourcen belegt und der Lockdown unvermeidlich sein. Das lasse sich ganz einfach mathematisch errechnen, warnte Rendi-Wagner.

Wenn sich die Infektionszahlen nicht ändern, müsste es nach Ansicht der SPÖ-Chefin in spätestens zehn Tagen den zweiten Lockdown geben, um die medizinische Versorgung vor einem Kollaps zu bewahren. Daher sei die Regierung aufgefordert, jetzt zu handeln und nicht „in einem Blindflug in den zweiten Lockdown zu gehen".

Wie hart dieser ausfallen sollte? „Es sollte Treffsicherheit geben“, meinte sie. Was das bedeute? Dafür fehlten die Daten, räumte Rendi-Wagner ein. Gesundheitsministerium und die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit Ages machten ihre Informationen, wo es zu den meisten Infektionen komme, nicht transparent, kritisierte sie. Genau diese brauche es aber, um „nicht alles über einen Kamm zu scheren“. Die Schulen sollten aber „jedenfalls geöffnet bleiben, jedenfalls bis zum 14. Lebensjahr“.

Österreicher gegen zweiten Lockdown

Einer Umfrage des market-Instituts von der Vorwoche zufolge lehnen übrigens die meisten Österreicher einen neuerlichen Lockdown ab. Demnach wünschen sich 86 Prozent der Befragten, dass die Wirtschaft diesmal nicht heruntergefahren wird - wobei 43 Prozent den Status quo für richtig halten und ebenso viele die Ökonomie sogar stärker hochfahren würden.

(hell)

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