Künstliche Ruinen waren einst groß in Mode. Als Teil des Landschaftsgartens und Ausdruck einer romantischen Idee.
Diese alten Bögen, diese historischen Säulen, vor allem aber dieser verfallene Zustand! Wienerwaldwanderer ließen sich leicht täuschen, wüssten sie die Geschichte nicht besser: Es sind künstliche Ruinen, die hier Fürst Johann I. von Liechtenstein Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen den Bäumen arrangieren ließ: ein Amphitheaterrelikt und ein Dianatempelzitat, Mauerfragmente mit Spitzbogenöffnungen, einen "Schwarzen Turm". Romantische Hommagen an die Antike, noch mehr aber ans Mittelalter, das in der Burg Liechtenstein nicht überall substanziell vorhanden ist. Die alte Festung hoch über Maria Enzersdorf wurde zum Teil zerstört - Bereiche wurden Anfang des 19. Jahrhunderts rekonstruiert.
Andere Objekte sind noch leichter durchschaut, so symmetrisch nämlich funktioniert der Verfall nicht, so hybride Ruinen-Ensembles hinterlässt die Kunstgeschichte meist auch nicht. Es war ein frühklassizistischer Architekt, der den Tempel des Vespasian und des Titus in Schönbrunn inszeniert hat, ein Stich von Piranesi war die Vorlage. Die kunstvolle antike Szenerie am Ruinenberg beim Park Sanssouci in Potsdam entsprang dem Wunsch Friedrichs des Großen. Beim Bau der Reppiner Burg waren die Ritter schon sechs Jahrhunderte ausgestorben. Jausenstation gab's damals auch keine.