Interview

Wolfgang Anzengruber: „Wir haben keine Leichen mehr im Keller“

„Ich werde sicher nicht beginnen, Geranien zu züchten“, sagt Wolfgang Anzengruber
„Ich werde sicher nicht beginnen, Geranien zu züchten“, sagt Wolfgang Anzengruber(c) Carolina M. Frank
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Zwischen Finanzkrise und Coronapandemie. Der scheidende Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber über zwölf Jahre im Chefsessel des wertvollsten Unternehmens des Landes und seine unpopulärste Entscheidung im Staatskonzern.

Die Presse: Herr Anzengruber, wenn man so will, haben Sie den Verbund von Krise zu Krise geführt. Zu Beginn stand die Finanzkrise, am Ende die Coronakrise. Was war in den zwölf Jahren am herausforderndsten?

Wolfgang Anzengruber:
Die Finanzkrise hat damals eigentlich nur die Finanzwirtschaft getroffen, die Nachfrage nach Strom war immer da. Auch danach hat es ein paar Krisen gegeben, ich erinnere nur an die Schuldenkrise und die Flüchtlingskrise. Der Verbund war in den vergangenen zwölf Jahren geprägt von massiven Veränderungen. Die größte Veränderung für uns war wohl der Ausstieg aus der fossilen Stromerzeugung. Ich habe von Beginn an gesagt: Wir investieren nicht mehr in CO2-emittierende Technologien und habe damals nicht unbedingt von allen Seiten Applaus dafür bekommen. Heute sehen wir, dass der Verbund in der Zeit viel stärker geworden ist. Wir haben keine Leichen mehr im Keller.


Welche Leichen im Keller haben Sie denn bei Ihrem Amtsantritt 2009 vorgefunden?

Zu „Leichen“ werden Geschäfte immer dann, wenn sich die Welt so weit ändert, dass die ursprünglichen Annahmen nicht mehr zutreffen. Es war sicher einmal legitim zu glauben, dass sich der Strommarkt in Frankreich und Italien liberalisieren wird und deshalb dort zu investieren. Aber es kam anders und die Investitionen haben nicht mehr gepasst. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: weiterschleppen oder sterben lassen. Das ist nie leicht. Aber der Verbund hat sein Portfolio bereinigt und sich von Frankreich, Italien und der Türkei getrennt.

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