Geldpolitik

EZB denkt an neue Krisenhilfen

Notenbank-Chefin Christine Lagarde.
Notenbank-Chefin Christine Lagarde.(c) APA/AFP/DANIEL ROLAND
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Der Leitzins in der Eurozone bleibt weiterhin bei 0,0 Prozent.

Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angesichts der zweiten Pandemiewelle und neuen Einschränkungen des Wirtschaftslebens in vielen Ländern Hinweise auf mögliche neue Stützungsmaßnahmen im Dezember gegeben. Die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde beschlossen auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag zwar keine großen neuen Hilfsprogramme für die Konjunktur. Sie teilten aber mit, die im Dezember erwarteten neuen Wirtschaftsprognosen ihrer Volkswirte ermöglichten eine gründliche Neubeurteilung der Konjunkturaussichten.

„Auf der Grundlage dieser aktualisierten Einschätzung wird der EZB-Rat seine Instrumente der Lage entsprechend neu kalibrieren, um auf die jeweilige Situation zu reagieren“, erklärte die Notenbank. Günstige Finanzierungsbedingungen müssten sichergestellt werden, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen. „Die Tür zum Handeln im Dezember steht weit offen. Lasst uns hoffen, dass sich die Lage nicht weiter verschlechtert, sodass die EZB früher durch diese Tür eilen muss als geplant“, erklärte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.

Nullzinsen bleiben

Sein Kollege Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW, sagte: „Es hatte sich bereits angedeutet, dass die EZB vor dem Jahresende geldpolitisch nochmals nachlegen dürfte.“ Die jüngste Verschärfung der Coronalage hat aus seiner Sicht die Ratsmitglieder nun noch stärker zu der Einschätzung gebracht, dass weitere Schritte zur Konjunkturstützung notwendig würden.

Ihren Leitzins beließ die Notenbank auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Dort liegt er bereits seit März 2016. Im Zuge des massiven Konjunktureinbruchs infolge der Coronakrise hatte die Notenbank umfangreiche Stützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Unter anderem stockte sie im Juni ihr Pandemie-Anleihenkaufprogramm PEPP um 600 Mrd. Euro auf 1,35 Billionen Euro auf und verlängerte die Käufe bis mindestens Ende Juni 2021. Die meisten Volkswirte erwarten inzwischen, dass die Notenbank bis zum Jahresende das Kaufvolumen weiter erhöht. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2020)

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