Frankreich

Emmanuel Macron: „Die zweite Welle wird tödlicher sein als die erste“

(c) APA/AFP/MARTIN BUREAU
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Frankreichs Präsident verhängt einen neuen Lockdown.

Paris. Ehe den Staatschef ein neuer Terrorakt in Nizza einholte, der die Doppelkrise in Frankreich verschärfte, hatte sich Emmanuel Macron 14 Stunden zuvor in einer TV-Ansprache an die Nation gewandt. Nach nächtlichen Ausgangssperren und einer öffentlichen Maskenpflicht in Teilen des Landes stimmte der Präsident Frankreich auf eine neue Etappe der Coronakrise ein, einen neuen weitgehenden Lockdown für zumindest einen Monat, der ohne lange Vorlaufzeit am Freitag in Kraft trat. Ausgenommen davon sind vorerst Schulen und Kindergärten.

Macron sprach diesmal nicht martialisch von einem „Krieg gegen einen unsichtbaren Feind“ wie im Frühjahr. Die Wirkung war indes nicht minder drastisch, als er warnte: „Die zweite Welle wird härter und tödlicher sein als die erste.“ Am Vortag hatte Frankreich 288 Covid-Tote allein in den zum Teil schon überlasteten Spitälern verzeichnet – und noch einmal mehr als 200 Menschen, die in den vergangenen Tagen in Altersheimen am Coronavirus verstorben sind. Insgesamt hat die Epidemie in Frankreich bisher 36.000 Todesopfer gefordert.

„Gemeinsamer Feind“

Die Situation, die sich seit dem Ende der Sommerferien im August galoppierend verschlimmert und zu einem Spitzenwert von täglich 50.000 Neuinfektionen geführt hat, zwang die Regierung zum raschen Handeln. „Das Virus breitet sich mit einer Geschwindigkeit aus, die nicht einmal die pessimistischsten Prognosen vorhergesagt haben“, erklärte Macron, nachdem Experten Alarm geschlagen hatten. „Wir müssen einig und solidarisch bleiben, und wir dürfen nicht dem Gift der Spaltung nachgeben“, lautete sein Appell an die zunehmend zermürbten Franzosen.

Gesundheitsminister Olivier Véran schwor Frankreich auf einen „gemeinsamen Feind“ ein – gemeint war nicht der Islamismus, sondern das Virus. Selbst eine „dritte Welle“ wollte der Minister nicht ausschließen. Im Frühjahr hatte Frankreich Corona-Patienten im Land verschickt, was Kritik an einem maroden Gesundheitswesen provozierte. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2020)

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