Ihre Meinung

Mitreden bei der US-Wahl: Trump oder Biden?

Auch außerhalb der USA stößt der Wahlkampf auf großes Interesse - immerhin geht es um die Zukunft einer Weltmacht. Nun wird der Ausgang doch knapper als erwartet. Wie geht es weiter? Und was ist von Amerika noch zu erwarten? Diskutieren Sie mit!

Wer macht das Rennen in den USA? Noch immer ist alles offen. Der amtierende Donald Trump schnitt deutlich stärker ab als erwartet. Das Ergebnis wird möglicherweise noch länger nicht feststehen. Am Ende könnte der Sieger nicht Joe Biden, sondern doch wieder Trump heißen. Was das für die USA bedeutet? Außenpolitik-Chef Christian Ultsch schreibt in einem Kommentar: „Viele Amerikaner wollen offenbar diesen Präsidenten – trotz Corona, trotz unzähliger Lügen und Untergriffe. Man irrt nicht zwei Mal. Europäern und US-Demokraten wird das nicht gefallen.“ Ja, die Agenda der beiden Kandidaten könnte nicht unterschiedlicher sein, wie dieser Vergleich zeigt.

Im Vorfeld rechneten jedenfalls viele mit einem eindeutigeren Ergebnis. Doch Stefan Riecher wies in seinen täglichen Briefings aus den USA immer wieder darauf hin, dass die Chancen von Trump intakt sind. Nicht nur bei unserem Korrespondenten, auch im „Presse"-Podcast von Anna Wallner drehte sich in den vergangenen Wochen alles um die US-Wahlen. An einen Biden-Sieg glaubten dabei auch zwei USA-Kenner mit Österreich-Bezug. „Das Ärgste ist, dass er sich von allem zurückzieht“, sagt Helene von Damm, die 1980er-Jahren US-Botschafterin in Wien war. Sie meint die Austritte aus Internationalen Organisationen und Abkommen. „Wir sind doch gut gefahren, mit Amerika, das einen Schirm über uns gespannt hat“. Wolfgang Waldner, ehemaliger Botschafter in den USA, sagt in derselben Podcast-Folge, man müsse auch bedenken, dass Trump sein Wahlversprechen eingelöst habe: „America First“.

»" Ungläubig beobachtete die Welt, wie ein so fortschrittliches Land jämmerlich daran scheiterte, die Pandemie zu kontrollieren."«

Außerhalb der USA haben die USA derzeit jedenfalls keinen allzu guten Ruf. Julia Raabe schreibt in einer Analyse dazu: „Es ist vor allem das katastrophale Krisenmanagement des US-Präsidenten in der Coronakrise, das dem Ruf der Vereinigten Staaten deutlich geschadet hat. Ungläubig beobachtete die Welt, wie ein so fortschrittliches Land jämmerlich daran scheiterte, die Pandemie zu kontrollieren."

Wird Joe Biden hier das Ruder herumreißen können? Der Politikwissenschaftler Faruk Ajeti hat sich in einem Gastkommentar angeschaut, wie sich das Wahlergebnis auf die Europäer auswirkt. Er fragt sich, ob Europa überhaupt für eine „erneuerte Partnerschaft mit den USA" bereit wäre. Diese „müsste berücksichtigen, dass sich der Schwerpunkt der Weltpolitik vom euroatlantischen in den indopazifischen Raum verlagert ebenso wie die Tatsache, dass sich Autoritarismus und Illiberalismus in der Welt immer weiter ausbreiten.“ Keine guten Aussichten.

„Als Führungsmacht sind die USA unverzichtbar“, schreibt daher auch unser USA-Experte Thomas Vieregge in einem Leitartikel.  Er meint: „Der Rückzug Washingtons hat ein Vakuum in der westlichen Welt geschaffen. Um China Paroli zu bieten, müssen sich die USA ihrer alten Stärke besinnen.“ Denn: „Der westlichen Welt ist die Führungsnation abhanden gekommen, die bei aller Kritik Akzente setzt, Linien vorgibt und voranschreitet."

(Der Artikel vom 30. Oktober wurde am 5. November aktualisiert)

Diskutieren Sie mit: Welche Bilanz ziehen Sie nach vier Jahren Trump? Was wird aus der Weltmacht USA? Auf welchen Präsidenten hoffen Sie? Und was ist von ihm in den nächsten Jahren zu erwarten?

(sk)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentar

Donald Trump wiederholt den Trick von 2016

Wieder täuschten sich die Meinungsforscher. Trump schnitt deutlich stärker ab als erwartet. Das Ergebnis wird möglicherweise noch länger nicht feststehen. Doch am Ende könnte der US-Präsident im Amt bestätigt werden.
TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden
Morning Post

Donald Trumps sehr steiniger Weg zum Sieg

Für eine Analyse der Chancen lohnt es sich, mit der US-Landkarte herumzuspielen. Will Trump gewinnen, muss er jene Staaten holen, die auf Messers Schneide stehen — und zumindest einen, in dem Biden deutlicher voran liegt.
Gastkommentar

Trump oder Biden? Warum Europa mitfiebern muss

Ist eine Erneuerung der transatlantischen Partnerschaft möglich?
Trump
Leitartikel

Als Führungsmacht sind die USA unverzichtbar

Der Rückzug Washingtons hat ein Vakuum in der westlichen Welt geschaffen. Um China Paroli zu bieten, müssen sich die USA ihrer alten Stärke besinnen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.