Akademietheater

Regisseurin Barbara Frey: "Gemeckert wird doch immer"

Wandern. Barbara Frey liebt Mobilität. Beim Spazieren, beim Übersiedeln, bald pendelt sie zur Ruhr-Triennale in Bochum.
Wandern. Barbara Frey liebt Mobilität. Beim Spazieren, beim Übersiedeln, bald pendelt sie zur Ruhr-Triennale in Bochum.(c) Akos Burg
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„Schimpfen gehört hier zur Folklore", sagt die Schweizerin Barbara Frey. Sie lebt jetzt in Wien und inszeniert im Akademietheater „Automatenbüfett" von Anna Gmeyner.

„Für mich ist Anna Gmeyner näher an Marieluise Fleißer als an Horváth", sagt Regisseurin Barbara Frey: "Gmeyners Ton ist feiner. Das Faszinierende an 'Automatenbüfett' ist, dass sie den Leuten eine Chance gibt. Man kann nicht sagen: Da kommen jetzt die Nazi-Rabauken. Es ist komplizierter. Es herrscht eine grundsätzliche Verunsicherung, auch im Verhältnis von Mann und Frau." Anna Gmeyner, nie gehört? Doch "Automatenbüfett" war 2004 im Theater in der Josefstadt zu sehen (mit Gerti Drassl und Toni Slama). Gmeyner wurde 1902 in Wien geboren, sie studierte in Wien und Berlin, musste vor den Nationalsozialisten fliehen, ihre Werke wurden verboten. 1933 spielte Therese Giese die Hauptrolle in der Uraufführung von "Automatenbüfett" am Schauspielhaus Zürich. Gmeyner starb 1991 in New York.

Die Autorin war in vielen Milieus zu Hause. Hat sie sich in der Figur der Eva aus "Automatenbüfett", die sich umbringen will, aber von Adam gerettet wird, selbst porträtiert? Frey: "Ich glaube, das Stück hängt konkret mit Gmeyner als Individuum zusammen. Sie hat sich losgelöst von ihrer bürgerlichen, nicht orthodoxen jüdischen Herkunft. Sie ist auf Wanderschaft gegangen, sie ist emigriert, sie hat ihr Geld verdient. Eva im Stück hilft Adam aus reiner Sympathie. Wenn sie ihre Aufgabe erledigt hat, will sie wieder gehen. Das finde ich sehr schön." In dem Drama findet Eva Arbeit als hübscher Lockvogel im "Automatenbüfett", unter den strengen Augen von Frau Adam, "die ein bisschen Geld hat", so Frey: "Sie überwacht das Automatenbüfett und die in dem Lokal verkehrenden Menschen, die ja auch ein bisschen wie Automaten sind. Frau Adam will alles kontrollieren, sie will nicht die Übersicht verlieren. Wenn etwas passiert, was ihr nicht passt, kann sie sehr unangenehm werden. Aber am Ende kriegt sie einen romantischen Anfall."

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