Leitartikel

Was die Regierung liefern muss

Vor der Pressekonferenz zur Ankündigung einer Pressekonferenz: Sebastian Kurz am Donnerstag.
Vor der Pressekonferenz zur Ankündigung einer Pressekonferenz: Sebastian Kurz am Donnerstag.(c) Florian Schroetter / EXPA / picturedesk.com
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Die Lage ist ernst genug, um bisherige Gepflogenheiten zu beenden: Klarheit statt taktischer Kommunikation, Empathie statt Vertröstungen.

Formulieren wir es angesichts der stärker werdenden Emotionen wie Aggressionen sachlich-höflich: Eine Pressekonferenz zur Ankündigung einer Pressekonferenz zu geben passt weder zum Ernst der Lage noch zur viel gerühmten bis gefürchteten genialischen PR-Maschinerie der Regierung Sebastian Kurz II. Dieser Auftritt war schlicht überflüssig. Über die Gründe und Motive, warum der Öffentlichkeit nicht sofort reiner Wein eingeschenkt wird, sondern dieser noch zwei Tage lang mit Sozialpartnern, Experten, Landeshauptleuten und Meinungsforschern verdünnt oder erwärmt wird, hat an dieser Stelle Kollegin Ulrike Weiser am Freitag geschrieben (man will in der Koalition so lang zuwarten, bis die Bevölkerung den nächsten Lockdown herbeisehnt, und ihn dann liefern).

Ideal lief und läuft die Kommunikation zuletzt nicht. Die Vorbereitung auf die zweite Welle wurde offenbar unter Führung vom heimlichen Sektionschef Vogel Strauß geleitet und geplant, anders ist der offensichtliche Blindflug durch einen kurzen Sommer des Verdrängens kaum möglich. Aber: An den explosionsartig steigenden Infektionszahlen tragen nicht Politiker Schuld, sondern sorglose soziale Kontakte.

Der Ruf, Regierung – in Bund und Land – und Behörden hätten sie uns verbieten müssen, klingt freilich hohl: Niemandem waren Abstand, Zurückhaltung und Einschränkungen verboten. Untertanenmentalität zeigt sich offenbar nicht nur im Lockdown, sondern wenn es lockerer wird und bleibt und die Eigenverantwortung, auch Vernunft und Hausverstand genannt, gefragt wäre. Wer die in den vergangenen Wochen nicht selbst einmal vermissen ließ, werfe den ersten Stein.

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