Konjunktur

Auf den Abschwung folgte das Wachstum

(c) APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ
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Die österreichische Wirtschaft hat sich über den Sommer spürbar von den Strapazen des Frühlings erholt. Ähnlich war die Entwicklung in der Eurozone. Doch die Konjunkturaussichten haben sich wieder eingetrübt.

Wien. Die österreichische Wirtschaft hat sich von Juli bis September spürbar vom starken Einbruch der Monate davor erholt. Die Wirtschaftsleistung stieg im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 11,1 Prozent, lag aber immer noch um 5,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 12,1 Prozent gegenüber dem Quartal davor abgesackt und um 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert.

Mit der Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie wuchs die Konsumnachfrage der Privathaushalte, und die Wertschöpfung der Dienstleistungsbereiche stieg an, erklärte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Freitag zu seiner Schnellschätzung. Auch die Industriekonjunktur und die Exportnachfrage erholten sich und nahmen gegenüber dem zweiten Quartal zu. Der deutliche Anstieg der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal sei erwartungsgemäß gewesen, betonte das Wifo. Die durch die Covid-19-Pandemie ausgelösten Rückgänge in der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung seien allerdings durch die zuletzt positive Entwicklung im dritten Quartal nicht vollständig kompensiert worden.

Größter Zuwachs seit 1995

Die Wertschöpfung in der Industrie stieg im dritten Quartal um 13 Prozent, nach 14,3 Prozent Rückgang im zweiten Quartal. In der Bauwirtschaft gab es 6,4 Prozent Zuwachs, nach 9,7 Prozent Minus. Besonders kräftig zogen von Juli bis September die davor stark in Mitleidenschaft gezogenen Bereiche Handel, Verkehr und Tourismus mit 14,5 Prozent an.

Auch die Wirtschaft im Euroraum ist im Sommer nach dem coronabedingten Einbruch stark gewachsen: Die Wirtschaftsleistung lag im dritten Quartal um 12,7 Prozent höher als im Vorquartal, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Freitag mit. Damit übertraf das Wachstum die Erwartungen der Analysten deutlich. In der gesamten Europäischen Union betrug das Wirtschaftswachstum im Sommer 12,1 Prozent. Sowohl im Euroraum als auch in der EU wurden die stärksten Zuwächse seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1995 gemessen.

Allerdings wiegt die Krise schwer, wie der Vorjahresvergleich zeigt: Gegenüber dem Sommer 2019 lag die Wirtschaftsleistung im Euroraum um 4,3 Prozent niedriger, in der EU waren es 3,9 Prozent weniger. Der Wachstumsschub im vergangenen Sommer folgt auf einen schweren Konjunktureinbruch im Frühjahr. Während der ersten Coronawelle war das BIP im Euroraum im zweiten Quartal um 11,8 Prozent und in der EU um 11,4 Prozent eingebrochen.

Starkes Wachstum in Spanien

In Deutschland legte das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten Quartal um 8,2 Prozent zu, in Spanien war das Tempo mit 16,7 Prozent mehr als doppelt so hoch. Auch Frankreich (plus 18,2 Prozent) und Italien (plus 16,1 Prozent) erzielten hohe Zuwachsraten.

Damit ist es nun einmal vorbei: Die konjunkturellen Aussichten sind alles andere als günstig, da viele Staaten Europas in Reaktion auf eine zweite Coronawelle starke Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen haben. (APA/DPA/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2020)

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