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Techriesen begeistern nicht

Unternehmen inserieren wieder – nicht zuletzt bei Google.
Unternehmen inserieren wieder – nicht zuletzt bei Google.(c) REUTERS (Christian Hartmann)
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Apple, Amazon und Facebook enttäuschten die Anleger mit ihren Quartalszahlen, nur Google-Mutter Alphabet überzeugte.

New York. Ihr Einfluss auf die Börsen ist gewaltig. Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook sind zusammen sieben Billionen Dollar schwer und machen fast ein Viertel der Gewichtung des US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 aus. (Zum Vergleich: Die zwanzig österreichischen ATX-Werte bringen es auf umgerechnet 38,5 Milliarden Dollar.) Dass sich die US-Technologiegiganten in der Krise so gut geschlagen haben, ist der Hauptgrund dafür, dass auch der US-Index seit Jahresbeginn kaum gefallen ist.

Wenn sie jedoch wanken, kann das den gesamten Aktienmarkt mit nach unten ziehen. Am Donnerstagabend haben vier der fünf Technologieriesen ihre Quartalszahlen bekannt gegeben. Die waren in Summe gar nicht so schlecht. Die Erwartungen der Anleger waren aber offenbar höher gesteckt. Am Freitagnachmittag reagierten die Aktionäre zunächst verhalten. Nur jene der Google-Mutter Alphabet waren begeistert.

Alphabet

Das Anzeigengeschäft bei Google ist im dritten Quartal wieder richtig angelaufen, auch die Werbeerlöse der Videotochter YouTube und das Cloud-Geschäft (Zur-Verfügung-Stellen von Software und Speicherplatz im Internet) liefen gut. Auch bei den „Other Bets“ (dazu zählen etwa selbstfahrende Autos) stiegen die Erlöse. Die Folge: Der Gesamtumsatz von Alphabet erhöhte sich im Jahresabstand um 14 Prozent auf 46,2 Mrd. Dollar, der Gewinn stieg um 60 Prozent auf 11,2 Mrd. Dollar.

Die Aktie startete am Freitagnachmittag mit einem Plus von sieben Prozent in den Handel. Seit Jahresbeginn hat die Google-Mutter aber nur um ein Viertel zulegen können und war damit der schwächste unter den IT-Giganten. Zumindest einen Teil des Abstands konnte der Suchmaschinenkonzern, dessen Börsenwert sich auf 1,14 Billionen Dollar beläuft, nun aber aufholen.

Amazon

Mit einem Plus von 70 Prozent seit Jahresbeginn konnte die Aktie des Onlinehändlers Amazon am stärksten von der Coronakrise profitieren. Das Unternehmen bringt es nunmehr auf eine Marktkapitalisierung von 1,58 Billionen Dollar. Amazon-Gründer Jeff Bezos ist mit einem Vermögen von 189 Mrd. Dollar der reichste Mensch der Welt; den Großteil hält er in Amazon-Aktien.

Die jüngsten Quartalszahlen des Onlinehändlers, der auch über eine starke Cloud-Sparte (AWS) verfügt, kamen dafür nicht so gut an, die Aktie startete mit einem Minus von knapp zwei Prozent in den Freitag. Dabei hatte das Unternehmen mit einem weiteren Rekord aufgewartet: Der Gewinn verdreifachte sich im dritten Quartal auf 6,3 Mrd. Dollar, der Umsatz stieg um 37 Prozent auf 96,1 Mrd. Dollar. Dem Cloud-Geschäft kamen die höhere Nachfrage durch den Trend zum Home-Office und durch Online-Gamer zugute. Der Onlinehandel profitierte von den Ausgangsbeschränkungen. Im Weihnachtsquartal will Amazon erstmals die Umsatzmarke von 100 Mrd. Dollar knacken. Das Unternehmen rechnet mit Erlösen zwischen 112 und 121 Mrd. Dollar.

Apple

Der Technologiekonzern Apple litt unter der verzögerten Präsentation seines iPhone 12. Normalerweise wird das neueste Smartphone des weltgrößten Konzerns im September präsentiert. Diesmal passierte das wegen einer pandemiebedingten Verzögerung erst im Oktober. Die Folge: Der Umsatz des im September abgeschlossenen vierten Geschäftsquartals stieg um nur ein Prozent auf 64,7 Mrd. Dollar. 41 Prozent davon wurden mit dem iPhone erzielt; damit hat Apple seine Abhängigkeit von diesem Produkt weiter reduziert. Der Rückgang (der iPhone-Umsatz fiel um ein Fünftel) konnte durch ein besseres Geschäft mit iPads und Mac-Computern wettgemacht werden. Der Gewinn sank jedoch um 7,4 Prozent auf 12,7 Mrd. Dollar.

Die Apple-Aktie ging mit einem Minus von drei Prozent in den Handel. Seit Jahresbeginn hat sie jedoch um 52 Prozent zugelegt und Apple teilweise eine Marktkapitalisierung von mehr als zwei Billionen Dollar beschert. Zuletzt waren es 1,9 Billionen Dollar.

Facebook

Das von Mark Zuckerberg gegründete soziale Netzwerk verdient sein Geld vor allem mit Werbung. Im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz um 22 Prozent auf 21,1 Mrd. Dollar, der Gewinn erhöhte sich um 29 Prozent auf 7,85 Mrd. Dollar. Das war deutlich besser als erwartet. Im Vorfeld hatte es Befürchtungen gegeben, dass viele Unternehmenskunden ihre Ausgaben wegen der Krise zurückschrauben würden. Auch hatten einige Unternehmen im Sommer Facebook boykottiert, weil das Unternehmen ihrer Meinung nach zu wenig gegen Hasspostings unternehme. Facebook dürfte aber auch vom Digitalisierungsschub infolge der Krise profitiert und neue Kunden gewonnen haben. Die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer stieg zudem um 30 Millionen auf rund 1,82 Milliarden. Zusammen mit Instagram und WhatsApp kommt Facebook auf 2,54 Milliarden tägliche Nutzer.

Die Aktie startete mit einem leichten Minus in den Freitag, seit Jahresbeginn hat sie aber bereits um ein Drittel zugelegt. Facebook ist mit 781 Mrd. Dollar bewertet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2020)

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