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US-Wahl: Die Revolte der Sportstars

Homeruns und deutliche Worte: Mookie Betts gewann mit den L.A. Dodgers die World Series.
Homeruns und deutliche Worte: Mookie Betts gewann mit den L.A. Dodgers die World Series.USA TODAY Sports
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Der US-Sport ist längst nicht mehr neutral, eine ganze Generation an Topathleten spielt plötzlich auf der politischen Bühne mit. Sie könnten gar den Wahlausgang beeinflussen.

Mookie Betts ist der derzeit spektakulärste Baseballspieler der Welt. Gerade hat der 28-Jährige mit den L.A. Dodgers die World Series gewonnen, er war der einzige Afroamerikaner in der Finalserie – und er ist ein wortgewaltiger Kritiker der Liga. Die Major League Baseball (MLB) war schließlich die letzte der großen US-Sportligen, die sich dazu aufgerafft hatte, den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch weiße Polizisten im Mai in Minneapolis zu verurteilen. Neun Tage hatte das gedauert. „Baseball hat keine gute Figur abgegeben“, erklärte Dodgers-Star Betts.

Baseball war eines der letzten unbelasteten Themen, auf das sich die tief gespaltene Nation vor der Präsidentenwahl am Dienstag einigen konnte. Längst hat die Polarisierung auch den Sport erreicht. Und der ist in Nordamerika allgegenwärtig. Allein im MLB-Grunddurchgang bestreitet jede der 30 Mannschaften 162 Spiele, Trikots und Basecaps gehören zum Straßenbild, TV-Schirme mit Live-Sport und unaufhörlichen Experten-Talks hängen in jeder Bar, in jedem Flughafen.

Die Lager sind meist getrennt. Republikaner lieben Nascar, Golf und Eishockey, als demokratisch gelten Fußball, Leichtathletik und Tennis. Risse ziehen sich durch die National Football League (NFL), seit sich Star-Quarterback Tom Brady für Donald Trump aussprach, hingegen Colin Kaepernick und Co. als Zeichen gegen Rassismus bei der Nationalhymne knieten. Basketball ist ebenso wenig neutral, drei Viertel der NBA-Profis sind schwarz, Superstar LeBron James ist ein Wortführer der Trump-Gegner. Und wenn nun schon Pitcher und Batter das Wort ergreifen, ist auch die soziale Brückenfunktion des Baseball in Gefahr.

Dabei ist Mookie Betts nur ein Beispiel in einer langen Reihe von afroamerikanischen Athleten, die ihre Stimmen erheben. Lakers-Star James geht noch einen Schritt weiter, der 35-Jährige hat „More Than a Vote“ ins Leben gerufen, um Wählern bei der Registrierungshürde zu helfen.

Wie kein anderer steht Basketballlegende Michael Jordan für die fortschreitende Verschmelzung von Sport und Politik. Als Profi gab sich „His Airness“ zum Wohle seiner Profite noch unpolitisch („Republicans buy sneakers, too“), nun stellt der 57-Jährige millionenschwere Schecks aus, um Registrierungshürden für afroamerikanische Wähler zu bekämpfen. Das Spectrum Center seiner Charlotte Hornets in North Carolina – Jordan ist der einzige schwarze Teambesitzer der NBA – diente als Wahllokal. „Wahlen sind eine der Möglichkeiten, wie wir Rassismus bekämpfen können“, erklärte er.

Eine ESPN-Recherche zeigt indes, wie die beinahe ausschließlich weißen und männlichen Teambesitzer der großen Sportligen politisch ticken. 47 Millionen Dollar haben sie seit 2015 für Wahlkämpfe gespendet, die noch unvollständigen Zahlen für 2020: Zehn Mio. Dollar gingen an Republikaner, 1,9 Mio. an Demokraten. Am meisten Geld kommt von den Baseball-Bossen.

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