Porträt

Wer ist Christoph Wiederkehr?

Christoph Wiederkehr gelang der Aufstieg vom Studentenvertreter zum Neos-Wien-Parteichef in kürzester Zeit. Nun wartet ein Platz in der Stadtregierung auf ihn.
Christoph Wiederkehr gelang der Aufstieg vom Studentenvertreter zum Neos-Wien-Parteichef in kürzester Zeit. Nun wartet ein Platz in der Stadtregierung auf ihn. Daniel Novotny
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2015 kam ein junger, politisch unerfahrener Studentenvertreter in den Gemeinderat. Bereits drei Jahre später übernahm Christoph Wiederkehr die Führung der Wiener Neos. Nun dürfte ihn der Aufstieg in das Büro des Vizebürgermeisters führen.

Christoph Wiederkehr ist ein ungewöhnlicher Politiker. Meist gut gelaunt, oft mit einem leichten Lächeln im Rathaus unterwegs, dazu vorbildliche Manieren. Untergriffe, Unterstellungen und Beschimpfungen, wie sie im Wiener Gemeinderat oft vorkommen, sind ihm fremd. „Persönliche Wertschätzung ist wichtig“, betont der 30-Jährige. Und als Wiederkehr das ausspricht, wirkt es authentisch: „Unfreundliche Politiker und Populisten gibt es genug. Ich sehe mich als Gegenmodell.“

Derzeit ist das Interesse an Wiederkehr ausgesprochen hoch. Das liegt weniger an den pinken Zugewinnen am Wahltag als an dessen künftigem Job: Auf den 30-Jährigen wartet das Büro des Vizebürgermeisters und Stadtrats in der ersten sozial-liberalen Koalition Österreichs auf Landesebene. Denn dass die (gerade begonnenen) rot-pinken Koalitionsverhandlungen noch scheitern, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Für beide Parteien steht dafür zu viel auf dem Spiel – dazu sind die Parteien sich inhaltlich näher, als es auf den ersten Blick wirkt.

Politischer Senkrechtstarter. Begonnen hatte Wiederkehr seine politische Karriere als Schulsprecher. „Aber nicht als parteipolitischer Schulsprecher“, fügt er schnell hinzu. Von den Schülerorganisationen der verschiedenen Parteien hielt er sich fern. Und in dem Gespräch wird schnell deutlich: Mit klassischer Parteipolitik kann Wiederkehr seit Beginn seiner Karriere nichts anfangen. Zumindest mit jener Parteipolitik, mit der die damalige Große Koalition die gesamte Gesellschaft durchdrungen hat. Also die Beschaffung von Posten für verdiente Parteimitglieder, die Aufteilung des Landes zwischen Rot und (damals noch) Schwarz etc.

Seit Beginn seiner Karriere war Wiederkehr ein politischer Exot: „Ich war schon sehr früh ein bekennender Liberaler.“ Österreich hat allerdings keine Tradition für liberale Parteien. Im Gegenteil: Liberal, vor allem neoliberal, ist in Österreich förmlich ein Schimpfwort. Das Scheitern des Liberalen Forums zeugt davon. Und von der politischen Konkurrenz werden die Neos oft als Neoliberale gebrandmarkt, die am liebsten vom Gesundheitssystem über den öffentlichen Verkehr bis zum Wiener Gemeindebau alles privatisieren wollen. Das sorgt für starkes Misstrauen des linken SPÖ-Flügels, wenn es um eine rot-pinke Koalition geht.

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