Abschied

Staatsoper: Die letzte Vorstellung bevor der Vorhang (wieder) fällt

(c) Michael Poehn
  • Drucken

„Cavalleria rusticana“ und „Pagliacci“ in der Staatsoper: stimmlich ein klarer Sieg für Leoncavallo. Roberto Alagna schluchzt, das Publikum jubelt.

„La commedia è finita“: Könnte man sich passendere letzte Opernworte vor dem Fallen des Eisernen Vorhangs zum neuerlichen Lockdown vorstellen als jene von Leoncavallos „Pagliacci“? Heute, Montag, wird sie Roberto Alagna in der Staatsoper nochmals mit bebendem Pathos und unter Aufbietung aller Theatertränen hervorstoßen – nachdem er als Tingeltangel-Komödiant Canio durch krankhafte Eifersucht aus der Rolle gefallen ist und seine ungetreue Frau sowie deren Liebhaber getötet hat. Egal, dass Leoncavallo als Komponist und Autor den Satz dem Bariton Tonio zuteilt, weil dieser ja auch den Prolog singt, eine Art „veristisches Manifest“: Die Tradition ist stärker, und in dieser hat der Tenor als tragischer Star des Werks die letzte Zeile annektiert.

Naiver Realismus der Regie

1985 erlebte Jean-Pierre Ponnelles Inszenierung der Opernzwillinge „Cavalleria rusticana“ und „Pagliacci“ ihre Premiere – und war damals keineswegs unumstritten. Heute erscheint Ponnelles detailverliebt-naiver Realismus mit Effekten der erzwungenen Perspektive (etwa Canios über die Hügel näherkommendem Lastwagen) geradezu wie aus fernen Zeiten stammend. Zugleich hat die schon erwähnte Aufführungstradition auch diese Vorkämpferwerke eines neuen, angeblich am echten Leben orientierten Stils längst mit dicker Opernpatina überzogen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.