Zwischenbilanz

Erste-Chef Spalt: "Die Krise ist hart, aber geht vorbei"

 Erste-Group-Chef Bernd Spalt
Erste-Group-Chef Bernd SpaltAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die Folgen der Corona-Pandemie haben beim Wiener Geldhaus Erste Group auch im Sommer Spuren hinterlassen.

Der Erste-Group-Chef Bernd Spalt und der Finanzchef Stefan Dörfler haben sich heute bei der Bilanzpressekonferenz durchaus optimistisch für das kommende Jahr gezeigt und fokussieren sich bereits auf die Zeit nach der Krise. Für 2021 rechnet die Bank wieder mit einer wirtschaftlichen Erholung in ihren Kernregionen. Nach der Krise wird dann besonders wichtig sein, dass die Unternehmen besser mit Eigenkapital ausgestattet sind.

"Diese Krise ist hart, aber die geht vorbei," sagte Spalt am Montag. Daher müsse man sich bereits jetzt auf die Zeit danach vorbereiten, damit der kommende Aufschwung dann auch mitgenommen werden könne. Der Lockdown sei für alle unerfreulich, aber ein probates Mittel, um die Infektionsrate wieder zu drücken, so Spalt. Man unterstütze die Maßnahmen daher und wolle diese schwierige wirtschaftliche Phase "als Teil der Lösung" begleiten. Bisher habe die Bank im Rahmen der Umsetzung der Regierungsmaßnahmen - vor allem in Form von Kreditmoratorien und staatsgarantierten Krediten - insgesamt 18,4 Milliarden Euro an Volumen mobilisiert. Weiters seien die Einlagen bei der Bank seit Jahresbeginn um 6,3 Prozent gestiegen.

Für die traditionell schlecht mit Eigenkapital ausgestatteten heimischen Firmen sei es nun besonders wichtig, sich rasch von der Fremdkapital-Abhängigkeit zu lösen. "Auch die Wirtschaft braucht einen Impfstoff", so Spalt. Mehr Eigenkapital für die Firmen würde einen regelrechten "Turbo für die Erholung der heimischen Wirtschaft" darstellen.

Die Erste Group hat hierzu bereits ein Projekt in Planung. Im Frühling 2021 soll ein Fonds für Klein-und Mittelbetriebe vorgestellt werden. Hier gehe es der Bank vor allem darum, Anschubkapital sowie das eigene Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Dass eine Bank (oder auch der Staat) langfristig und breit Unternehmenseigentümer sind, sei dagegen nicht wünschenswert, so Spalt.

Neben dem Kapital an sich fehlen für Spalt aber auch die Anreize von politischer Seite für mehr Eigenkapital - und das nicht nur in Österreich. "Die europäische Wirtschaft ist viel zu abhängig von Fremdfinanzierung, es gibt viel zu wenig Anreiz für Eigenkapital", so Spalt. Sinnvoll wären aus seiner Sicht steuerliche Anreize - so können Fremdkapitalzinsen bereits als Betriebskosten steuerlich abgesetzt werden, Eigenkapital aber nicht. Auch die Einführung einer Behaltefrist bei Aktien wäre leicht machbar und stünde auch bereits im Regierungsprogramm, so der Bankchef. Man müsse die angedachten Änderungen aber auch umsetzen.

Für sich selbst habe die Bank jedenfalls ausreichende Vorsorgen getroffen für den zu erwartenden herausfordernden Winter. "Wir haben uns sehr warm angezogen für den Corona-Winter", so Dörfler am Montag. Man habe bereits im zweiten Quartal hohe Risikovorsorgen - 614 Millionen Euro - getroffen um nun gut gerüstet zu sein. Im dritten Quartal legte die Bank für etwaige Kreditausfälle 195 Millionen Euro auf die Seite.

Heuer deutlich weniger Gewinn

Das drückt heuer zwar den Gewinn - so hat die Bank ihren Gewinn nach neun Monaten nahezu halbiert und rechnet auch für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Gewinnrückgang im Vergleich zum Vorjahr -, die drastischen Vorkehrungsmaßnahmen sowie die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung im kommenden Jahr machen die Bankchefs jedoch zuversichtlich, dass die Risikokosten 2021 wieder etwas sinken werden. "Wir haben bisher in unserer gesamten Region nicht den geringsten Anstieg an Insolvenzraten oder überfälligen Krediten gesehen", so Spalt. Auch nach Ablauf der Kreditmoratorien sieht Spalt keinen "Klippeneffekt" kommen.

Der heurige Konjunktureinschnitt werde sich zwar im kommenden Jahr wohl in einer etwas höheren Arbeitslosigkeit und auch in etwas höheren Ausfallsraten niederschlagen, aber auch bei der Quote notleidender Kredite rechnet Spalt nicht mit einem starken Anstieg. Die Bank werde jedenfalls unter einer Quote von 4 Prozent bleiben. Aktuell liegt die Quote bei 2,4 Prozent. Auch was die Eigenkapitalsituation der Bank betreffe, stehe man mit einer harten Kernkapitalquote von 14,1 Prozent solide da.

Nach neun Monaten erzielte die Bank einen Nettogewinn von 637,1 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,233 Milliarden Euro. Operativ schlug sich die Coronakrise indessen in einem leichten Kreditwachstum (Kundenkredite plus 2,6 Prozent auf 164,5 Milliarden Euro) nieder. Weiters stieg der Zinsüberschuss um 2,0 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss reduzierte sich dagegen um 2,4 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro. Die Kostenquote verbesserte sich leicht auf 59,1 Prozent.

(APA)

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