Terror

Macron kondoliert in Österreichischer Botschaft in Paris

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Frankreichs Präsident trug sich ins Kondolenzbuch der diplomatischen Vertretung ein. "In Freude wie in Trauer werden wir vereint bleiben", schrieb er auf Deutsch. Frankreich ist seit Jahren Schauplatz von islamistischen Attentaten.

Nachrichten wie jene aus Wien wühlen auch das selbst massiv terrorgeprüfte Frankreich auf. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron bekundete seine Solidarität mit Österreich. Am frühen Nachmittag fuhr der 42-Jährige zur österreichischen Botschaft in der Rue Fabert im 7. Pariser Arrondissement und trug sich dort in ein Kondolenzbuch ein.

"Der (Anschlag, Anm.) zeigt den Willen unserer Feinde, das anzugreifen, was Europa ist", sagte Macron vor dem Botschaftsgebäude. Europa sei ein Ort der Freiheit, der Kultur und der Werte. Man werde die Geißel des Terrorismus bekämpfen, so der Präsident weiter.

Ins Kondolenzbuch schrieb er auf Deutsch: "In Freude wie in Trauer werden wir vereint bleiben." Und man werde zusammenhalten, wie er auf Französisch schrieb, wobei er einen energischen Strich unter seine Unterschrift setzte. Wenige Stunden nach Macron stattet auch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo der Botschaft einen Solidaritätsbesuch ab.

French President meets with Austrian ambassador in Paris
French President meets with Austrian ambassador in ParisREUTERS

Österreichs Botschafter in Frankreich ist übrigens seit 2018 Michael Linhart (62), ein aus Vorarlberg stammender Karrierediplomat, der in Ankara geboren wurde, wo sein Vater Diplomat an der österreichischen Botschaft war.

„Wir werden nicht nachgeben"

Schon vor seiner Visite im Botschaftsgebäude nahe der Seine hatte Macron auf Deutsch und auf Französisch getwittert: „Wir Franzosen teilen den Schock und die Trauer der Österreicher nach einem Attentat in ihrer Hauptstadt Wien. Nach Frankreich ist es nun ein befreundetes Land, das angegriffen wird. Dies ist unser Europa. Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nicht nachgeben.“

REUTERS

Die Nation hat erst in den vergangenen Wochen mehrere Anschläge erlebt. Erst vor wenigen Tagen hatte ein junger Mann aus Tunesien, offenbar eingereist mit einem Flüchtlingsboot, drei Menschen in der südfranzösischen Stadt Nizza niedergestochen.

Nur zwei Wochen davor hatte ein junger Tschetschene in einem Vorort von Paris den Lehrer Samuel Paty wegen der Mohammed-Karikaturen brutal enthauptet. Und am 25. September hatte ein Pakistaner vor den früheren Büros der Satirezeitung „Charlie Hebdo“ zwei Menschen mit einem Fleischerbeil schwer verletzt. Das alles waren mutmaßlich islamistisch-extremistische Anschläge. In Frankreich herrscht seitdem „höchste Alarmstufe“. Nachdem Macron nach dem Mord an Paty die Meinungsfreiheit und die Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen verteidigt hatte, kam es in muslimischen Ländern zu Protesten gekommen. Vor der französischen Botschaft in der indonesischen Hauptstadt Jakarta demonstrierten erst am Montag rund 400 Menschen. Tausende Muslime protestierten auch in Bangladesch.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. „So wie in Frankreich einige sagen ,kauft keine türkischen Marken', richte ich mich an meine Nation: Achtet nicht auf französisch gekennzeichnete Waren, kauft sie nicht.“

Frankreich rechnet schon lange mit weiteren Anschlägen. Das Land befinde sich in einem „Krieg gegen die islamistische Ideologie“, wie Innenminister Gerald Darmanin erst kürzlich sagte. Deshalb werde es weitere Vorfälle wie „diese schrecklichen Angriffe“ geben.

Erinnerungen an 2015

Vor allem der brutale Mord am Lehrer Paty hatte Frankreich geschockt. Er war laut Ermittlern von einem 18-Jährigen getötet worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Seine Leiche war enthauptet aufgefunden worden.

Die brutale Tat wühlte jahrelange Wunden auf: Im Jänner 2015 hatten zwei mit dem Terrornetzwerk al-Qaida liierte Terroristen die Redaktion von der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ gestürmt, dort elf Menschen getötet und auf der Flucht noch einen Polizisten erschossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2020)

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