Interview

"Es hilft das Eingeständnis, dass man Angst hat"

Georg Psota ist der Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien. Unter seiner Leitung hat die Stadt Wien im Frühjahr einen psychosozialen Krisenstab eingerichtet.
Georg Psota ist der Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien. Unter seiner Leitung hat die Stadt Wien im Frühjahr einen psychosozialen Krisenstab eingerichtet. Bruckberger.
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Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien, rät, sich zu informieren, aber keine angstmachenden Bilder anzusehen - und auf das Frühstück nicht zu vergessen.

Ganz Wien steht heute Morgen unter dem Eindruck des Terroranschlags, es herrscht eine Art allgemeiner Schockzustand. Was können Sie raten, wie geht man damit um?

Zuerst rate ich natürlich, die Warnungen ernst zu nehmen, sich wenn möglich an die Aufforderung, zuhause zu bleiben zu halten. Aber man kann versuchen, auch in dieser Ausnahmesituation in einer Routine zu bleiben. Natürlich will man wissen was ist, es ist wichtig sich zu informieren und Klarheit zu verschaffen. Aber sich angstmachende Bilder vorzuführen, womöglich in Wiederholungsschleife, hat keinen Effekt außer der Sensation. Natürlich ist man heute aus der Routine heraußen, wenn man zuhause bleiben soll. Aber Routine heißt auch, Zähneputzen, Frühstücken, es sind oft Banalitäten die helfen. Es hilft auch das eigene Eingeständnis, dass man Angst hat. Wenn es zu viel wird, ist es ok wenn man die Hotlines anruft um sich Hilfe zu holen. (Psychiatrische Soforthilfe für Wien: +43 1 31330;  Notfallpsychologischer Dienst Österreich: +43 699 188 554 00; Corona-Sorgen-Hotline: +43 1 4000 53000).

Die Stadt Wien hat in der Nacht sehr rasch diese Krisenhotlines kommuniziert und aufgerufen sich bei Bedarf an den notfallpsychologischen Dienst oder die psychiatrische Soforthilfe für Wien zu wenden. Was kamen für Anfragen?

Aus den ersten Informationen kann ich sagen. Es waren sowohl Menschen, die in der Innenstadt der akuten Situation ausgesetzt waren, die Panikattacken hatten, denen mit Entlastungsgesprächen in gewissem Maß geholfen werden konnte. Aber beim sozialpsychiatrischen Notdienst haben sich auch Menschen gemeldet, die in Behandlung sind, und die große Ängste hatten.

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