Gamescom: Spielebranche sucht Zielgruppe

Spielebranche sucht Zielgruppe
Spielebranche sucht Zielgruppe(c) REUTERS (INA FASSBENDER)
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Auf der Spielemesse Gamescom in Köln treffen sich Entwickler mit mehr als tausenden Besuchern. Teuer produzierten Actiontitel erweisen sich als Publikumsmagneten. Auch Minigames rücken in den Vordergrund.

Sie ist das größte Computer- und Videospielevent in Europa, vielleicht sogar der Welt. Die Gamescom öffnet heute zum letzten Mal für 2010 ihre Pforten. Ein Trend von letztem Jahr ist heuer noch stärker sichtbar: Die Branche leckt nach frischem Blut. Bisher war der typische Computerspieler jung und männlich. Nintendo zeigte mit seiner Wii schon 2006, dass es auch anders geht. Jetzt wollen Sony und Microsoft mit den neuen intuitiven Steuerkonzepten PlayStation Move beziehungsweise Kinect für Xbox 360 auch ihre potenzielle Zielgruppe erweitern.

Das müssen sie auch.Wie die Entwicklerlegende Warren Spector am Rande der Gamescom prophezeite, droht Spielen dasselbe Schicksal wie Comics. Sie werden in einen bedeutungslosen Nischenmarkt zurückgedrängt werden, wenn sie sich nicht von alten Klischees verabschieden. Spector, verantwortlich für Klassiker wie „System Shock“ oder „Deus Ex“, fordert eine Abkehr von übertriebenen Superhelden und Science-Fiction-Szenarien, auf die etwa die erfolgreiche „Halo“-Serie stark setzt. Für die Xbox 360 erscheint mit „Halo: Reach“ am 14.September der nächste Teil der Reihe.


Kleines Budget, viel Spaß. Während gerade solche Titel wie „Halo“ oder das im November erscheinende Rennspiel „Gran Turismo 5“ sogenannte „Big Budget Produktionen“ sind, beginnt ein anderer Markt, immer stärker Fahrt aufzunehmen. Kleine Minigames für zwischendurch erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Inzwischen hat jede Spieleplattform entsprechende Angebote in petto. Bei Microsoft nennt sich das Xbox Live Arcade, Sony bietet die Games in seinem PlayStation Store an, Nintendo hat seine Wiiware.

Die Anzahl der Titel ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen. Im PlayStation Store wurden 2009 fast doppelt so viele Titel angeboten wie noch das Jahr zuvor. Auch auf der Xbox steigt nicht nur die Anzahl, sondern auch die Qualität des Angebots. Games wie „Shadow Complex“ sind zwar im Vergleich zu den Aushängeschildern einfacher gehalten, punkten aber durch Spielwitz und Ideen. Microsoft trägt in Österreich der Relevanz seiner Download-Plattform mit dem „Summer of Arcade“ Rechnung, bei dem fünf Spiele zum Preis von vier erworben werden können.


Gute Gelegenheit. Der Trend zu kleineren, kürzeren Spielen, auch „Casual Games“ genannt, zieht auf mobilen Plattformen besonders stark. Nicht umsonst besteht der Großteil der Anwendungen, die über den App Store auf Apples iPhone heruntergeladen werden, aus Spielen. Auch hier sind es meist kurzweilige Titel, die man schnell einmal auf dem Weg in die Arbeit spielen kann.

Sony hätte letztes Jahr mit der PSP Go in Sachen Download-Games ein heißes Eisen im Feuer gehabt, scheiterte aber aufgrund seines zu teuren und mageren Softwareangebots. Microsoft will es im Oktober mit Xbox Live für sein neues Handysystem Windows Phone 7 besser machen (siehe Element oben). Fakt ist, dass der mobile Markt erneut an Bedeutung gewinnt.

Auf der Gamescom erweisen sich dann aber doch die teuer produzierten Actiontitel als Publikumsmagneten. Besonders das lange erwartete „Diablo III“ sowie die Ego-Shooter „Medal of Honor“ und „Call of Duty: Black Ops“ zogen die jungen Spieler magisch an. Hier ist die Branche schon dem Kino-Mainstream ähnlich. Je größer und lauter die Explosionen, desto besser.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2010)

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