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Fluglinien und ihr Meisterstück auf Kundenkosten

Geparkt. Nicht eingemottet: Abgestellte Lufthansa-Flugzeuge auf dem Flughafen Berlin Brandenburg.
Geparkt. Nicht eingemottet: Abgestellte Lufthansa-Flugzeuge auf dem Flughafen Berlin Brandenburg.REUTERS
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Fluglinien lassen sich gern vom Staat, aber auch von ihren Kunden subventionieren.

Ich habe viel erlebt mit Fluglinien. Zynisch-resignierend muss ich leider bilanzieren: Außer Serienmord traue ich Airlines mittlerweile so ziemlich alles zu. Ihr großes Schurken- bzw. Meisterstück auf Kundenkosten lieferten sie, als ab März coronabedingt Zehntausende Flüge ausfielen.
Da die Linien die bezahlte Leistung namens Flug nicht erbrachten, stand aus juristischer Sicht fest: Sie müssen die Beträge hergeben. Die Europäische Fluggastrechteverordnung schreibt die Rückzahlung innerhalb von sieben Tagen vor.

Die Fluglinien besaßen zwar sämtliche Kundendaten, setzten jedoch ganz bewusst die automatischen Rückzahlungsmechanismen außer Kraft.
Ihr Recht einfordernden Kunden boten sie Gutscheine an - quasi eine Kundenbindungsstrategie! Sonst: Verschleppungstaktik, an das Geld kam - keiner, sie saßen wie Glucken auf unserer Kohle.

Ich hatte im März einen Flug nach Priština gebucht. Ich bin bekannterweise kein Vaserl, doch hier kämpfte ich drei Monate (17 Mails) bis zur Rückzahlung. Anderen ging es schlechter. Sie wüteten, scheiterten, gaben auf. Kein Wunder, für uns Kleine geht es um ein paar Hundert Euro, für die Airlines um Hunderte Millionen. Letztlich ließen die Airlines, selbst staatlich subventioniert, sich per Gesetzesbruch zweitsubventionieren, nämlich von Kundenseite, mit unfreiwilligen Mikrokrediten.

Vom Rückfordern überforderten Opfern hilft gratis die "Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte". Auch kommerzielle Unternehmen wie FairPlane (24 bis 35% Provision) machen den Job. FairPlane bewertete nun die Fluglinien nach ihrer Rückzahlungsfreudigkeit in den letzten zwei Monaten.

Interessanterweise arbeiten einige ihre Bringschuld recht gut auf. In Führung liegt Easyjet (96%) vor Austrian (62%) und Eurowings (46%). Die Rückzahlungsmuffel: Wizz Air (2%), Air France (2%), Iberia (1%). Die beiden Letzteren kommen mir eher destinationsbedingt unter, die Billigfluglinie Wizz Air hingegen ist bei uns überpräsent. Stimmt, Serienmord legen sie wieder keinen vor, aber immerhin Serien-Nichtauszahlung. Ich persönlich werde Wizz in Zukunft meiden.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 30.10.2020)

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