Interview

Extremismusforscherin: "Attentäter haben die eigene Identität aufgegeben"

Die Wienerin Julia Ebner forscht in London am Institute for Strategic Dialogue zu Terrorismus und Extremismus.
Die Wienerin Julia Ebner forscht in London am Institute for Strategic Dialogue zu Terrorismus und Extremismus.U. Baumgarten via Getty Images
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Die österreichische Extremismusforscherin Julia Ebner erklärt, was einen Fanatiker zum Angreifer macht, wie die Rhetorik der FPÖ Leute extremer macht, und regt an, mögliche Radikalisierungstendenzen in Gefängnissen zu prüfen.

Die Presse: Wie macht man das – dass man eine Waffe nimmt, durch die Straßen zieht, wahllos auf Menschen schießt, und das noch dazu in der Stadt, in der man aufgewachsen ist?

Julia Ebner: Es muss sich wirklich schon sehr viel Wut und Frustration aufstauen, dass man zu Gewalt, zu Terror greift. Wenn man sich radikalisiert, dann gibt es einige Schritte in diesem Radikalisierungsprozess – wenn man wirklich bis zur letzten Etappe gelangt, muss schon sehr viel passieren.

Was vermuten Sie, dass hier passiert sein könnte?

Wir wissen ja über einen Täter mittlerweile, dass er zuvor Mitglied des IS gewesen war, auch verurteilt worden war, im Gefängnis gesessen hatte und frühzeitig entlassen wurde. Es hat auch in der Vergangenheit immer wieder Fälle gegeben, in denen im Gefängnis die Stimmung dazu beigetragen hat, dass sich Menschen noch mehr radikalisieren; die können natürlich auch vortäuschen, dass sie komplett deradikalisiert sind, um entlassen zu werden, und tatsächlich aber weiterhin höchst extrem sein, sich etwa Gedanken machen zu Anschlägen.

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