Fussball-WM 2018: Fifa fordert totale Steuerfreiheit

FussballWM 2018 Fifa fordert
FussballWM 2018 Fifa fordert(c) REUTERS (VIVEK PRAKASH)
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Die Niederlande bewerben sich als WM-Ausrichter und sind entsetzt über das Ansinnen des Weltfußballverbandes, keine Steuern zahlen zu wollen.

DEN HAAG. Der Weltfußballverband Fifa und dessen Präsident Sepp Blatter fordern für die Austragung der Fußballweltmeisterschaften 2018 und 2022 die totale Steuerfreiheit. Das haben Blatter und die Fifa-Funktionäre während ihrer Besuche in Belgien und den Niederlanden deutlich gemacht. Belgien und die Niederlande bewerben sich gemeinsam für die Austragung der Fußball-WM zu diesen Terminen. Mitbewerber sind Spanien, Russland und Großbritannien.

Die nach Meinung von niederländischen Finanzexperten und Beamten „unerhörte“ Forderungen der Fifa überschatteten die Gespräche zwischen Fifa-Chef Blatter, dem Haager Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende und Sport- und Gesundheitsminister Ab Klink.

,,Die Fifa will beispielsweise überhaupt keine Mehrwertsteuer bezahlen. Nicht für die Eintrittskarten, die sie verkauft, nicht für das Essen ihrer Funktionäre in Restaurants. Wenn Sepp Blatter irgendwo speist, dann besteht er auf eine Rechnung ohne Mehrwertsteuer. Das geht aber nicht. Das verstößt gegen geltende Gesetze. Die kann auch die Fifa nicht einfach brechen. Jeder, der in den Niederlanden Geschäfte betreibt und etwas verkauft oder kauft, muss Mehrwertsteuer zahlen“, sagt der Professor für Steuerrecht an der Erasmus Universität in Rotterdam, Peter Kavelaars. „Außerdem gibt es bindende EU-Verträge.“ Diese schreiben vor, dass die Mehrwertsteuer in den EU-Ländern nicht niedriger als fünf Prozent sein darf. In den Niederlanden beträgt sie derzeit 19 Prozent.

Keine Mehrwertsteuer, keine WM

„Die Fifa tut so, als könne man geltende Steuergesetze einfach außer Kraft setzen. Der niederländische Staat nimmt allein durch die Mehrwertsteuer jährlich rund 40 Milliarden Euro ein. Man kann für die Fifa nicht einfach eine Ausnahme von der Regel machen. Der niederländische Staat würde viel Geld verlieren, wenn die Fifa von der Mehrwertsteuer befreit würde“, gibt Han Kogels, Professor für Europäisches Recht an der Erasmus-Universität von Rotterdam zu bedenken.

Aber auch von allen anderen in den Niederlanden geltenden Steuern und Abgaben, wie etwa von der Tourismussteuer, will die Fifa befreit werden. „Die Fifa will überhaupt keine Steuern und Abgaben entrichten“, behauptet Peter Kavelaars. „Ich habe das Bidbook gelesen. So sind die Fifa-Vorgaben.“ Der Weltfußballverband argumentiert, dass er an seinem Hauptsitz in der Schweiz Steuern zahle und dass die Fifa als ausländische Organisation eine allgemeine Steuerbefreiung beantragen könne. Steuerexperte Kavelaars hält dagegen: „Es mag so sein, dass die Fifa in der Schweiz Steuern zahlt. Aber nach allen international geltenden Steuerregeln und Absprachen fällt die Steuer dort an, wo die Aktivität stattfindet. In unserem Fall wären dies die Niederlande und Belgien.“

Der Haager Finanzminister Jan Kees de Jager hält fest, dass es für die Fifa in den Niederlanden keine Steuerbefreiung geben wird, falls hier die Fußball-WM ausgetragen würde: „Eine Steuerbefreiung für die Fifa geht nicht, weil es gegen nationales und gegen EU-Recht verstößt.“ Er, aber auch Sportminister Ab Klink, weisen darauf hin, dass die Fifa bei der WM 2006 in Deutschland auch Steuern gezahlt habe. Nach Angaben von Ab Klink hat der deutsche Fiskus seinerzeit 1,2 Milliarden Euro an Steuern aus den Fifa-Geschäften während der WM erhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2010)

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