TV-Serie

„The Pleasure Principle“: Diese Kommissarin träumt nicht

Apple Film Production
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In „The Pleasure Principle“ jagen Polizisten aus Odessa und Prag mit einer Kollegin aus Warschau einen Serienkiller. Alles sperrige Typen, aber sie ist am interessantesten. Auf Arte.

Kreischend kreisen die Möwen über dem kleinen Boot. Es treibt langsam auf einen Strand nahe Odessa zu, an dem Kinder im Sand spielen und die Erwachsenen die Zeit an der Sonne genießen. Keiner kann wissen, worum sich die Vögel da draußen streiten: Es ist die Leiche einer Frau, die in dem kleinen Kahn liegt. Ihr rechter Arm fehlt . . .

Das ist der Auftakt zu einem Rätsel, das die ukrainische Polizei nicht allein lösen wird, zumal schon bald weitere Tote und Körperteile in verschiedenen Ländern auftauchen. Der Täter ist durchaus kreativ. Einmal hinterlegt er etwas in einer Tasche für ein Theaterstück. Ein abgetrennter Arm als makabres Komödien-Requisit. Ein anderes Mal fährt er ein Auto zu Schrott – und lässt einen Leichenteil im Kofferraum zurück. Wie Puzzleteile verstreut finden sich die Hinweise in Odessa, Warschau und Prag – und wie in „The Team“ oder „Die Brücke“ wird auch in „The Pleasure Principle“ über internationale Grenzen hinweg ermittelt, um die Teile zu einer Lösung zusammenzusetzen.

Drei Länder, drei Welten

Bald stochern Kommissarin Maria Sokolowska (Warschau), Major Viktor Seifert (Prag) und Kommissar Serhij Franko (Odessa) im gesellschaftlichen Bodensatz: Mafiosi, Waffenhändler, zwielichtige Sexfilm-Produzenten, ein perverser Unternehmer, Verdächtige gibt's genug in diesem zehnteiligen Thriller. Sie alle haben nicht nur genügend Geld, um sich einen guten Anwalt zu leisten, sondern oft auch beste Beziehungen bis hinein in Politik und Justizsystem.

Drei Kommissare, drei Länder, drei Welten. Regisseur Dariusz Jablonski rollt in der Serie nicht nur den Fall auf, er nimmt sich auch Zeit für die sperrigen Charaktere seiner Ermittler. Der eine trinkt gern Wodka aus Rettich und haust in einer kahlen Wohnung. Der andere ist grantig, hustet ständig und hat eine Affäre mit der Staatsanwältin. Am interessantesten ist aber Maria Sokolowska. Eine wie sie sieht man selten im Fernsehen: Spröde, schnippisch, selbstbewusst. Wenn sie trübsinnig zu werden droht, schnappt sie sich die Gitarre und spielt Flamenco. Wenn sie Lust hat, gönnt sie sich einen One-Night-Stand. Wenn eine Vorahnung sie befällt, hört sie in ihrem Kopf die von ihr so geliebte klassische Musik: Dvořák oder Brahms.

Sokolowska schießt gut (und hat deshalb eine interne Ermittlung am Hals) und nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Das mag nicht einmal ihr Kollege: „Ich muss ehrlich gestehen, die geht mir auf den Sack.“ Der Sager könnte glatt von ihr stammen. Ohne sie wäre der Fall aber nicht zu lösen. Sie schaltet nicht nur ihr Hirn ein, sondern folgt ihrer Intuition. „Ich sehe ihre Träume“, sagt sie, als sie das Zimmer eines Opfers durchsucht. Es sind die Träume von einem besseren Leben. Und es ist die Vertrauensseligkeit Männern gegenüber, die diese Frauen in Gefahr bringt. Sokolowska selbst hat das Träumen offiziell aufgegeben. „Ich warte auf den Märchenprinzen“, pariert sie aufdringliche Fragen: „Auf einem weißen Pferd, wenn's geht.“

Im Fernsehen: ab 5. 11., 21.45 Uhr, Arte

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