Geschichten des Jahres

Über Wiens unreine Helden und einen Heldenroman

 Mikail Özen und Tayyip Gültekin am Dienstag bei Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.
Mikail Özen und Tayyip Gültekin am Dienstag bei Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. (c) PID/Jobst
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Darf man die zwei Männer, die am 2. 11. ihr Leben riskierten, nicht feiern? Und ist Autorin Monika Maron zu „rechts“? Gegen Gesinnungswächter.

Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 5. November 2020 erschienen.

Einhellig wurden der 21-jährige Recep Gültekin und der 25-jährige Mikail Özen bejubelt, weil sie am Schwedenplatz, als noch Schüsse fielen, zwei Frauen und einem angeschossenen Polizisten halfen. Dann aber tauchten alte Postings auf. Da ist ein Video von 2016, in dem sie den „Wolfsgruß“ radikaler türkischer Nationalisten machen. Und ein Facebook-Posting des damals 17-jährigen Gültekin vom 19. Dezember 2016: „Mir tut es überhaupt net leid, was in Berlin passiert ist“ (er meint den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt mit elf Toten). „Jeder ist mal verrückt in seinem Leben“, sagt Gültekin dazu. Man solle aufhören, die zwei jungen Männer als „Helden“ zu feiern, fordern nun manche – zumal der türkische Präsident (den Gültekin in einem Telefonat nach dem Anschlag mit „mein Staatspräsident“ anredete) ihren Ruhm für sich ausschlachtet.

Aber reine Helden gibt es nicht. Zwei Menschen haben hier für andere ihr Leben riskiert. Diesem Akt gilt der Beifall, nicht allem, was diese zwei sonst noch sind. Man musste auch nicht Stil und Inhalt des Magazins „Charlie Hebdo“ goutieren, um nach dem Attentat 2015 Solidarität für die (heute wieder gefährdeten) Redakteure zu demonstrieren.

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