Aus einem alpenländischen Haus der 1970er-Jahre entstand eine zweistöckige Villa mit Säulen, Balustraden und Gewölben.
Wohngeschichte

Säulen, Bögen, Skulpturen: Rundgang in einer Innviertler Villa

Künstlerin Margit Wimmer-Fröhlich wohnt und werkt in einem ehemaligen alpenländischen Haus der 1970er-Jahre, das zu einem kleinen Schlösschen ausgebaut wurde.

„Meine Mutter hat ihr ganzes Leben davon geträumt, ein Schlösschen zu besitzen“, erzählt Margit Wimmer–Fröhlich, „mit Balustraden, Türmchen und allem Drum und Dran.“ Das Elternhaus der Künstlerin in Mattighofen hat daher einige Metamorphosen erlebt. Aus einem alpenländischen Haus der 1970er-Jahre entstand eine zweistöckige Villa mit Säulen, Balustraden und Gewölben.

Dabei wurde nicht nur die Außenfassade komplett neu gestaltet. „Der gesamte Umbau, der insgesamt zwanzig Jahre dauerte, wurde im Familienverbund geplant und umgesetzt. Leider konnte meine Mutter das fertige Resultat nicht mehr erleben,“ erzählt Wimmer–Fröhlich beim Rundgang. „Jeder konnte nach Lust, Laune und Fähigkeiten seinen Beitrag leisten.“ Sie selbst habe etwa gern die bis zu 200 Jahre alten Ziegel vom Beiwerk befreit und so die Vorarbeit zur Weiterverarbeitung geleistet. Umgestaltet wurden auch die Mauern, die das gesamte Grundstück umfassen und eine Höhe von mehr als zwei Metern haben. Sie wurden zum Teil verputzt und mit Rundbögen versehen.

Gartenmauer
GartenmauerDoris Barbier

Werkstatt-Charme

Im Erdgeschoss befinden sich eine kleine Einliegerwohnung und einige Werkräume, darüber liegen zwei Etagen mit jeweils 130 m2Wohnfläche. Sie werden im Familienverbund bewohnt. „In den Schlafzimmern wird man von der Morgensonne geweckt“, erzählt die Künstlerin. Wohn- und Esszimmer sowie Bad und der Wintergarten sind süd- und westseitig ausgelegt.

»"In den Schlafzimmern wird man von der Morgensonne geweckt."«

„Im Bereich des Ateliers sind die Mauern mit roten kleinen Ziegeln gestaltet, um einen Bezug zu einer Werkstatt herzustellen. In dem 2008 fertiggestellten Raum entstehen ihre „Kleider des Lichts“ – leuchtfähige Objekte, eine Mischung aus Skulptur, Gemälde und Lampe. Verwendete Materialien sind handgewebtes Leinen, Wildseide oder Wolle. Sie werden verklebt und dann auf Holzrahmen gespannt.

Das Gebäude, in dem die Werkstatt untergebracht ist, ist ein Säulenbau mit Flachdach. Erst später wurden die Wände mit alten Ziegeln ausgemauert. „Dadurch wirkt der Bau sehr stimmig.“ Der Arbeits- und gleichzeitig Ausstellungsbereich umfasst rund 100 m2.Der Boden wurde von einem deutschen Künstler bemalt. „Die Lichtsituation und das Raumklima sind ideal. Dank der großen Fenster, die den Blick in den Garten freigeben, ist das Atelier für mich jeden Tag aufs Neue der ideale Ort, um künstlerisch tätig zu sein.“

Doris Barbier

Badezimmer-Luxus

Bei der Inneneinrichtung durften auch befreundete Künstler Hand an legen. Die gemütliche Küche aus Holz wurde von Reinhart Renaldo Fritsch, einem in Graz lebenden Künstler, geplant und gebaut. Das Wohnzimmer präsentiert sich als gut dosierte Mischung aus alten und modernen Funktionsmöbeln. Dafür durfte das Schlafzimmer sehr schlicht ausfallen – ein Bett aus Holz, ein Holzbretterboden, und an der Wand ein eigenes Werk, das von Sohn Markus mit einem Rahmen aus Nussholz verschönert wurde.

»"Dank der großen Fenster, die den Blick in den Garten freigeben, ist das Atelier für mich jeden Tag aufs Neue der ideale Ort, um künstlerisch tätig zu sein."«

Luxuriös wird es im angrenzenden Bad mit überdimensionalem Spiegel und zwei stattlichen Glastüren, die das westseitige Sonnenlicht hereinlassen. „Ich habe das Badezimmer in den letzten Jahren neu gestaltet und auf 30 m2vergrößert.“ Nordseitig befindet sich ein geräumiger Kastenraum.

Skulptur und „Kleid aus Licht“
Skulptur und „Kleid aus Licht“Doris Barbier

In fast allen Räumen gibt es Bilder sowie Holz- und Steinarbeiten von Künstlern, die den Weg von Wimmer-Fröhlich im Laufe der Zeit gekreuzt haben. Auf Schritt und Tritt tauchen textile Leuchten oder Wandbilder von ihr auf. Die Wände wurden bewusst weiß gehalten, auch die „Kleider des Lichts“ sind ausschließlich in Naturfarben gearbeitet. So heben sie sich von der Wand ab, aber auf ruhige Art. Erst am Abend, wenn der Faktor Licht dazu kommt, treten sie hervor und verzaubern den Raum.

„Meine neue Serie beschäftigt sich mit der Natur. Inspiriert hat mich das Buch ,Waldbaden, Heilplatz Wald'. Ich habe auf meinen Wandbildern Bäume mit starken Wurzeln gestaltet, die die Verbindung zu Mutter Erde symbolisieren.“ Ihr absoluter Lieblingsplatz ist der Wintergarten. „Hier hat man das Gefühl, schon ein bisschen im Garten zu sein und doch im geschützten Bereich.“

ZUM ORT, ZUR PERSON

Die Kleinstadt Mattighofen liegt im oberösterreichischen Innviertel und gehörte bis 1780 und während der Napoleon- Kriege bayrischen Herzögen. Das Haus der Familie Fröhlich-Wimmer wurde in den 1970-Jahren erbaut und samt Nebengebäuden mehrmals umgebaut. Einfamilienhäuser kosten heute im Bezirk Braunau am Inn je nach Lage zwischen 975 und 1925 Euro/m2.

Die Künstlerin Margit Wimmer-Fröhlich aus Mattighofen entwirft Lampen aus Textilien. www.kleider-des-lichts.com

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