Werterhalt

Bleibende Werte: Schmuckstücke als Investitionsobjekte

Rarität. Farbige Diamanten wie in dieser Garnitur von Köck versprechen Wertgewinn.
Rarität. Farbige Diamanten wie in dieser Garnitur von Köck versprechen Wertgewinn.Sigrid Mayer / Köck
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In unsicheren Zeiten werden Preziosen hinsichtlich möglichen Werterhalts geschätzt. Auch als Investitionsobjekt eignen sie sich mitunter.

Um 37.000 US-Dollar (inflationsbereinigt sind das etwa 270.000 heutige Dollar) kam die legendäre tropfenförmige Naturperle „La Peregrina“ 1969 bei Christie’s unter den Hammer. Als sie 2011 zum bislang letzten Mal auktioniert wurde, hatte sich der Wert auf beinah 12 Millionen Dollar erhöht: Richard Burton und Elizabeth Taylor, Käufer und Besitzerin der „Peregrina“ zum 1969-er-Tarif, hätten also wohl mit lautstarkem „Ja!“ auf die Frage geantwortet, ob sie an das Potenzial von Schmuck in puncto Wertsteigerung glauben. Besonders im Fall von Elizabeth Taylor handelte es sich allerdings nicht nur um weise investiertes Geld, sondern hier war es die Passion einer echten Schmuckliebhaberin, die sie dazubrachte, wertvolle Geschmeide der berühmtesten Juweliere der Welt zusammenzutragen.

Magnet. Ein 6.03-ct.-Diamant im Smaragdschliff von Bulgari, auktioniert im Dorotheum am 30. 11.
Magnet. Ein 6.03-ct.-Diamant im Smaragdschliff von Bulgari, auktioniert im Dorotheum am 30. 11.Bulgari

Wer einfach in Edelmetall investieren möchte oder in Diamanten primär eine „Fluchtwährung“ sucht, sollte wohl tatsächlich nicht bei Juwelieren sein Anlageglück suchen. Wer aber, wie die Taylor, Gefallen an kostbarem Geschmeide findet, das sich nicht nur im Safe verwahren lässt, sondern auch ausgeführt werden kann oder geschmackvolle Akzente im Zuhause setzt, wird hier durchaus am besten beraten sein.

Kunden, die nach reinen Investitionsobjekten suchen, rate er eher vom Schmuckkauf ab, meint Friedrich Wahl, Geschäftsleiter von Juwelier Neuwirth. Solche Nachfragen hätten zuletzt aber spürbar zugenommen, und die mittel- bis langfristige Perspektive sieht auch er anders: „Wenn man sich die Wertsteigerung von bestimmten Farbsteinen in den letzten zehn Jahren ansieht, hat sich der Einkaufspreis von Rubin, Smaragd, Saphir, Tansanit, Koralle und Paraiba-Turmalin zum Teil mehr als verzehnfacht“, so Wahl. Was bei einem Weiterverkauf einkalkuliert werden muss, ist aber die ursprünglich bezahlte Mehrwertsteuer. Bei Auktionen fallen zusätzliche Gebühren an, die von einem etwaigen Gewinn abgezogen werden müssen.

Edel-Cocooning

Silberschmuck, Investment-Diamanten, Tennisarmbänder, Silberbesteck: Die Antwort von Franz Fischmeister junior auf die Frage, was bei Rozet & Fischmeister in den letzten Monaten gefragt war, kommt ohne Zögern. Am Wiener Kohlmarkt gibt es spürbar weniger Laufkundschaft als sonst, auch habe die Firma zum ersten Mal keine Hochzeitliste mehr aufliegen gehabt. Der Lockdown habe aber neue Wünsche aufkommen lassen, so Fischmeister: „Wenn man nicht mehr schön essen gehen kann oder das seltener tut als sonst, dann holt man sich das Kostbare einer gedeckten Tafel eben nachhause und kauft Silberbesteck.“

Gefragt. Besteck und Dekoration aus Silber, hier von Rozet & Fischmeister.
Gefragt. Besteck und Dekoration aus Silber, hier von Rozet & Fischmeister.Rozet & Fischmeister

Das viel beschworene Lebensgefühl eines neuen Cocooning-Biedermeiers, das mit der Pandemie angebrochen sein könnte, manifestiert sich so auch in der Suche nach bestimmten Wertgegenständen. Dass Silberobjekte zudem traditionell für langfristigen Werterhalt oder eventuell auch -zugewinn stehen macht sie für manche Kunden noch attraktiver. Neben Silber hebt Franz Fischmeister noch Diamanten als besonders begehrt hervor, ob lose oder in einem Schmuckstück gefasst. 
Ähnliches berichtet Felix Köck, der zugleich von besonders gut informierten Kunden berichtet. Bei Diamanten ist es die 4C-Einstufung nach „color, clarity, cut, carat weight“, die über den Wert entscheidet.

„Bei Farbsteinen spielt häufig auch die zertifizierte Herkunft eine Rolle, etwa im Fall von Paraiba-Turmalinen aus Mosambik“, sagt Köck und ergänzt: „Wir hatten schon immer Kunden, die Diamanten lose bei uns kaufen, doch die Zahl hat sich in der Krise vervielfacht.“ Eine Verringerung der Fördermenge in vielen Minen während des Lockdowns habe zu einer deutlichen Preissteigerung geführt. Dass auch die Zusammensetzung eines Schmuckstücks den Wert erhöhen kann, zeigt sich an einer von Juwelier Köck ausgeführten Garnitur mit „Fancy Color“-Diamanten in Gelb: Für die Steine des Armbandes habe man über fünf Jahre nach Exemplaren gesucht, die einen harmonischen Farbverlauf garantieren sollen.

Farbspiel. Ein Tansanit als Herzstück einer Kreation von Neuwirth.
Farbspiel. Ein Tansanit als Herzstück einer Kreation von Neuwirth.Neuwirth

Sammlerstücke

Dass Gold, Edelsteine und dadurch auch schöne Schmuckstücke sich derzeit großer Beliebtheit erfreuen, bestätigt auch Astrid Fialka-Herics, Leiterin der Juwelen- und Uhrenabteilung im Dorotheum. Die erprobte Abwicklung von Onlineauktionen sei dem Haus im Krisenfrühling zugute gekommen. „Antiker und Vintageschmuck ist von Kennern besonders gefragt, weil es sich um Einzelstücke handelt“, so Fialka-Herics. Die Rarität berge auch das Potenzial besonderer Wertsteigerung. Habe man etwa vor einigen Jahren noch relativ günstig Altschliff-Diamanten erhalten, sei mittlerweile eine Sammlercommunity entstanden. „Die gestiegene Nachfrage führt auch zu deutlich höheren Preisen, die wir heute bei Auktionen erzielen.“ Dass besonders gute Qualität ihren Preis haben muss, gilt aber auch bei antikem Schmuck – egal, wie groß die Wertsteigerung ist, die man sich von einer Investition verspricht. „Für viele stellt ein Schmuckstück einen Wert dar, den sie einfach nachvollziehen können“, fasst die Expertin zusammen. „Außerdem spiegelt die Tendenz, in Schmuck zu investieren, sicherlich auch die Persönlichkeit der Interessenten wider. Manche fragen sich, wieso sie nicht etwas aus einem wertvollen Material kaufen sollen, an dem sie sich täglich erfreuen können.“

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