Bahn-Nostalgie: Von Salzburg nach Bad Ischl

Ein fröhliches Buch beschreibt die Lokalbahnen in Oberösterreich.

Sie war eine kleine, aber umso berühmtere Eisenbahn: Jene Lokalbahn, die unverdrossen von Salzburg bis zum Kurort Bad Ischl dampfte. Sogar ein netter Schlager wurde der Salzkammergut-Lokalbahn gewidmet, die vom Jahr 1890 bis 1957 gemächlich ihre staunenden Passagiere entlang des Mondsees und des Wolfgangsees transportierte. Für einen besonders Berühmten seiner Zeit wurde sogar eine eigene Haltestelle eingerichtet. Denn nach Theodor Billroth wurde nicht nur ein fashionables Hotel oberhalb des Brunnwinkls in Sankt Gilgen benannt, dazu gab's auch eine eigene Station. Die Trasse besteht noch teilweise, aber die Schienen mussten dem Automobilismus weichen.

So missverstand man in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Weltkriege Fortschritt und Modernismus. Die Bevölkerung protestierte zwar gegen den Salzburger Landeshauptmann Josef Klaus, doch der redete sich auf „Wien“ aus. So kostete der Abbruch der Trasse 80 Millionen Schilling, der Straßenbau dann ca. 350 Millionen. Für die Elektrifizierung der Bahn hingegen hätten 44 Millionen genügt. „Die Presse“ berichtete, dass das notwendige Material bereits an Ort und Stelle lagerte.

Der Eisenbahnexperte Peter Wegenstein ist kein Neuling in der Buchproduktion, diesmal beschreibt er das Eisenbahnwesen Oberösterreichs. Er lenkt sein Hauptaugenmerk neben den Hauptstrecken gern auf die Lokal- und Straßenbahnen, dokumentiert Entstehung, Blüte und Niedergang. Mehr als hundert Fotos, alte Fahrkarten, Fahrpläne und Streckenskizzen ergänzen das Werk.

Oberösterreich ist ein weites Feld für Bahn-Nostalgiker. Immerhin verkehrte von Budweis über Linz nach Gmunden ab September 1827 die erste Pferdebahn der Monarchie. Sie war die zweite in Europa. Wichtig für Handel und Gewerbe waren stets – abgesehen von der Westbahn – die vielen Nebenstrecken (Sankt Valentin–Budweis oder die Kremstalbahn, die Phyrnbahn von Linz bis Selzthal, die Passauer Bahn von Wels bis Passau oder die Innkreisbahn).

In Linz entstand mit der Bahn auf den Pöstlingberg eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Welt. Ihre maximale Steigung beträgt 117,5 Promille, was ein Elektro-Triebwagen schon 1898 schaffte. Ein späterer Umbau ermöglichte, dass die Fahrzeuge der Bergbahn auch im Linzer Straßenbahnnetz fahren können. Sie verkehrt vom Linzer Hauptplatz bis zur Bergstation.

Stilllegungen ab den 1930-Jahren

Doch die wirtschaftliche Lage für die vielen Nebenbahnen war stets schwierig. Nur aus ihren Passagier- und Gütererträgen waren sie nicht überlebensfähig. Sie mussten von den Gebietskörperschaften subventioniert werden. Das ging lang gut. Ab den Dreißigerjahren kam es aber vermehrt zu Stilllegungen und Schleifungen der Trassen. Umso erfreulicher die gegenläufige Bewegung: 2014 hat man im südwestlichen Innviertel, zwischen Timelkam und Ostermiething, eine neue Nebenbahn errichtet.

Die Fotos sind Zeugen einer Zeit, die in ihrer Beschaulichkeit weit entrückt erscheint. So erblicken wir auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1964 die Bahnstation Taunleiten, davor ein Linzer Straßenbahnzug mit Triebwagen und zwei Waggons. Auf jedem Wagen steht auf offener Plattform ein Schaffner. Das nannte man Arbeitsplatzsicherheit. Besser noch: Vollbeschäftigung.

Peter Wegenstein:
„Wege aus Eisen in Oberösterreich. Zur Geschichte der Eisenbahn
im Land ob der Enns“.
Edition Winkler-Hermaden, 131 Seiten, 21,90 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2020)

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