Medizin

Daten, Studien und Algorithmen

Aus medizinischen Daten Erkenntnisse für Prognosen und Behandlung zu extrahieren ist Thema aktueller Weiterbildung.
Aus medizinischen Daten Erkenntnisse für Prognosen und Behandlung zu extrahieren ist Thema aktueller Weiterbildung.Getty Images/iStockphoto
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Ärzte und andere medizinische Berufe können aus diversen neuen Weiterbildungsangeboten wählen. Ein Schwerpunkt liegt in der Vertiefung von Forschungskompetenzen.

Klinische Forschung im Bereich der Therapie, Prävention, Gesundheitsförderung und Rehabilitation wird für Mediziner sowie alle anderen Gesundheitsberufe immer wichtiger. „Für die Weiterentwicklung der berufsspezifischen Fachgebiete und eine erfolgreiche Behandlung von Patienten sind klinische Studien unerlässlich“, sagt Barbara Wondrasch, Leiterin des im Februar 2021 startenden berufsbegleitenden Masterstudiums Applied Clinical Research in Health Sciences an der FH St. Pölten. In vier Semestern, aufgeteilt auf zwölf Module mit den Schwerpunkten Science and Research, Clinical Practice und Management Competences, lernen die Praktiker berufsspezifische Forschungsprojekte zu planen, durchzuführen und zu evaluieren.

Förderantrag richtig stellen

Denn Hürden gibt es dabei genug, weiß Wondrasch: „Viele wissen nicht, welche Förderstellen und Förderungen es gibt, wie ein Förder- oder Ethikantrag gestellt werden muss und so weiter.“ Eine Besonderheit stellt auch die Masterarbeit dar. Sie wird in Form eines wissenschaftlichen Artikels verfasst und zur Publikation in einem Fachjournal eingereicht. „Das ist eine ideale Vorbereitung für eine Tätigkeit in nationalen oder internationalen Forschungsprojekten an Fachhochschulen, Universitäten, Forschungsgesellschaften oder in der Wirtschaft“, sagt Wondrasch.
Auch an der Med-Uni Graz wird Studierenden mit dem neuen Erweiterungsstudium „Medizinische Forschung“ das Rüstzeug für wissenschaftliches Arbeiten in die Hand gegeben. Ziel sind der Erwerb von einschlägigem Vorwissen und grundlegenden Kompetenzen in Bezug auf medizinische Grundlagenforschung und klinische Forschung. Studierende sollen damit auf das PhD-Studium oder das Doktoratsstudium der medizinischen Wissenschaft vorbereitet sowie befähigt werden, eigenständig vorgegebene wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten und Forschungsprojekte durchzuführen.

Data Literacy für Mediziner

Im Erweiterungsstudium Digitalisierung in der Medizin wiederum sollen bestehende Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Data/Information Literacy ausgebaut sowie neue erworben werden. Konkret geht es dabei um die systematische Verwendung von Daten in der Medizin, deren Analyse, Visualisierung und Kommunikation als Basis für medizinische Entscheidungen und ärztliches Handeln. Insbesondere sollen Studierende an ein algorithmisches Denken in der Medizin herangeführt werden, sodass mithilfe der Informationstechnologie effiziente Lösungen für allgemeine wie auch individuelle medizinische Fragestellungen gefunden werden.

Der Aspekt Forschung ist auch im dritten neuen Erweiterungsstudium Allgemeinmedizin der Med-Uni Graz Thema. „Versorgungsforschung und evidenzbasierte Medizin gewinnen immer mehr an Bedeutung“, weiß Ulrike Spary-Kainz vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung an der Med-Uni Graz. Bei der evidenzbasierten Medizin sollen Studierende lernen, wie man einerseits basierend auf qualitativ hochwertigen Studien wissenschaftliche Erkenntnisse bei einem Patienten anwenden kann. Andererseits geht es darum, Patienten verständlich über die jeweilige Erkrankung sowie über die Vor- und Nachteile von Behandlungen zu informieren. „Bei der Vermittlung von Kenntnissen zur Versorgungsforschung wollen wir den Studierenden zeigen, wie man anhand unterschiedlicher Forschungsansätze untersuchen kann, wie Versorgungsstrukturen im Alltag und besonders in der Allgemeinmedizin verbessert werden können. Leider kommt das im Studium der Humanmedizin zu kurz“, sagt Spary-Kainz. Zwei der insgesamt sechs Module des Erweiterungsstudiums befassen sich daher mit dem Thema Forschung, in einem weiteren werden spezifische Publikationen besprochen. Die anderen drei stärken durch die Besprechung von Fallbeispielen, Hospitationen und Praktika – sofern Corona es zulässt – die praktische Kompetenz der an Allgemeinmedizin interessierten Jungmediziner.

Neurokognition breit angelegt

An der Donau-Universität Krems wiederum eignen sich Mediziner, Therapeuten, Gesundheits- und Krankenpfleger, aber auch Sozialarbeiter und andere verwandte Berufe im fünfsemestrigen Masterlehrgang Neurokognition und soziale Kompetenz nicht nur fundierte Kenntnisse über neurokognitive Störungen, dadurch bedingte Verhaltensauffälligkeiten und therapeutische Interventionen an, beschreibt Irene Ebhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Neurorehabilitation an der Donau-Uni Krems. Darüber hinaus können sich die Studierenden – falls gewünscht – im rein auf E-Learning aufbauenden Universitätslehrgang Neurokognitionsforschung auch das methodische Handwerk für wissenschaftliches Arbeiten aneignen, erklärt Ebhardt.

Web: www.medunigraz.at, www.donau-uni.ac.at, www.fhstp.ac.at

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