Gartenkralle

Kälte für stachelige Blüher

Epiphyllum-Blüte.
Epiphyllum-Blüte.Woltron
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Die Kakteenblüte ist immer ein Ereignis, doch was machen Kaktusliebhaber falsch, wenn sie sich nicht und nicht zeigen will? Winterruhe und eine Prise Kälte sind der Trick.

Vorab eine rührende kleine Geschichte: Vor einigen Jahren wurde in der Nachbarschaft ein altes Bauernhaus geräumt, seine betagte Besitzerin war einige Zeit zuvor verstorben. Das Häuschen war zumindest für drei Jahre leer gestanden, bevor es verkauft, die Möbel abtransportiert, die Wände neu gestrichen wurden. Als man zuletzt auch in den Lehmkeller vordrang, ein stockfinsteres Loch, in dem früher die Ernte des Gartens für den Winter lagerte, fanden sich neben allerlei Gerümpel auch zwei Blumentöpfe – von der alten Dame im letzten Herbst ihres Lebens offenbar zum Überwintern vorsorglich dort abgestellt. In diesen beiden Blumentöpfen waren einmal Kakteen gewachsen, nun waren sie zu Skeletten vertrocknet und in der Finsternis schneeweiß geworden.

Aus Gründen der Nostalgie gab es Leute, die sich dieser mageren und scheinbar von uns gegangenen Pflanzenreste annahmen. Sie wurden im Frühjahr hervorgeholt, vorsichtig angegossen und langsam wieder an das Licht gewöhnt. Sie überlebten, sogen Wasser, wurden weniger blass, sogar grün, kamen wundersam schnell wieder zu Kräften – und noch im Spätsommer ihrer Rettung bildeten die kurz zuvor noch so verhutzelten kleinen Stachelwürzchen Blütenkelche aus, wie sie schöner kaum sein konnten: Knallorange mit weißen Staubfäden. Nicht einen oder zwei. Dutzende. Diese Kakteen blühten, als ob sie nie vergessen worden wären. So wie ihre vormalige Besitzerin unvergesslich blieb.

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