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Kommt doch nochmals ein Boom?

Der DAX sei gegenüber dem deutschen Anleihenmarkt besonders stark unterbewertet, sagt Buchautor Erich Pitak.
Der DAX sei gegenüber dem deutschen Anleihenmarkt besonders stark unterbewertet, sagt Buchautor Erich Pitak.imago images/Jan Huebner
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Der Crash kann kommen – aber höchstwahrscheinlich später, als viele ihn prognostiziert haben, meint Buchautor Erich Pitak. Und rechnet vor, warum sich Aktien gerade jetzt lohnen.

Wien. „DAX 19.000“: Bei diesem Buchtitel klingelt es doch. Jedenfalls, wenn man nicht erst seit gestern über die Aktienmärkte nachdenkt und nachliest. „Dow 36,000“: So hieß ein Buch, das im Spätsommer 1999 auf den Markt kam, beim interessierten Publikum eine Zeit lang Rekorde sprengte und den beiden Autoren, James K. Glassman und Kevin E. Hassett, einen riesigen Verkaufserfolg bescherte.

Der Dow Jones stand damals zwar bei weniger als 10.400 Punkten, die These, er könnte in drei bis fünf Jahren um 250 Prozent steigen, passte jedoch perfekt zur Börseneuphorie dieser Tage. Der Rest ist Geschichte – wie wir wissen, ließ das böse Erwachen nicht lang auf sich warten. „Dow 36,000“ steht seither symbolhaft dafür, wie spektakulär man mit kühnen, allzu optimistischen Prognosen für den Aktienmarkt scheitern kann.

Erich Pitak, Börsenexperte und Gerichtssachverständiger, hat nun ebenfalls ein Buch geschrieben, das Anlegern Mut zu Aktieninvestments machen will. Und den Titel dafür ganz bewusst ähnlich gewählt – wobei er betont, dass „DAX 19.000“ eben gerade keine übertrieben mutige Prognose ist. Diesen Wert könnte der deutsche Leitindex bis Ende 2027 durchaus erreichen, vielleicht auch schon früher, lautet seine These. Das wären – vom Mai 2020 weg gerechnet – plus 64 Prozent bis in siebeneinhalb Jahren. Es handle sich dabei sogar um ein besonders vorsichtiges Szenario, sagt Pitak im Gespräch mit der „Presse“.

Geld sucht Anlagechancen

Tatsächlich sollte der Stand von 19.000 im DAX sogar schon „ca. 2024 bis 2025“ erreicht und sogar übertroffen werden, meint er. Die Coronakrise könnte dazu in gewisser Weise sogar beitragen. Denn, so Pitak: „Die wegen des Corona-Wirtschaftseinbruchs von den Notenbanken zur Verfügung gestellte Liquidität wird in den kommenden Jahren nach attraktiven Anlagemöglichkeiten suchen.“ Nachsatz: „Kommt es infolge der weiterhin extrem niedrigen Zinsen zu einem regelrechten Anlagenotstand und deshalb zu einer Kaufpanik an den Aktienmärkten, sind auch DAX-Stände über 30.000 bis Ende 2027 durchaus denkbar.“ Das wäre dann „eine Light-Version eines Crack-up-Booms“.

Als Crack-up-Boom, auch „Katastrophenhausse“ genannt, werden rasante Wertsteigerungen bei Sachwerten – auch bei Aktien – bezeichnet, die nicht die realwirtschaftliche Entwicklung widerspiegeln, sondern ausschließlich von der Angst vor einer massiven Geldentwertung getrieben sind. An sich ein beunruhigendes Szenario – und normalerweise die letzte Phase vor dem großen Crash.
In seinem Buch führt Pitak im Detail aus, warum er in den kommenden Jahren eher nur eine Light-Version eines solchen emotional getriebenen Booms erwartet. Der Crash danach könnte trotzdem heftig werden, warnt er. Doch wer weiß, vielleicht fällt auch dieses böse Erwachen dann doch nicht ganz so dramatisch aus.

Aber, und das ist die wirklich gute Nachricht: Bis es soweit ist, sollten aus der Sicht des Autors noch etliche Jahre vergehen. Insofern widerspricht er einer Reihe von Crash-Propheten, aus deren Sicht der ganz große Absturz längst überfällig ist. Sie könnten schon noch recht bekommen, aber mit gut einem Jahrzehnt Verspätung, meint Pitak. Anleger haben, wenn sich diese These bewahrheitet, durchaus noch jahrelang die Chance, von auf lange Sicht steigenden Aktienkursen zu profitieren.

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