Rühren uns die Tränen des TV-Kommentators?

Van Jones war einige Zeit umweltpolitischer Berater von Barack Obama.
Van Jones war einige Zeit umweltpolitischer Berater von Barack Obama.(c) Screenshot
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Als Joe Bidens Sieg verkündet wurde, weinte CNN-Kommentator Van Jones live vor der Kamera. Sind wir von dieser Praxis weit entfernt?

Immer öfter macht das Wort Haltungsjournalismus die Runde. Die Tendenz, Neuigkeiten ganz bewusst nur aus einem gewissen Blickwinkel zu betrachten, ist nicht neu, nimmt aber wohl zu. Artikel und Beiträge, die möglichst viel persönliche Betroffenheit zeigen, bekommen Aufmerksamkeit. Was voller Gefühl ist, wird dann als „mutig“ gelobt. Diese Art Journalismus ist nicht argumentativ, sondern intuitiv. Sie zeichnet ein simples Bild von der Welt, ganz im Gegensatz zu guten Kommentaren, bei denen Autoren ein Thema erst erforschen, sich dann eine Meinung bilden, diese schließlich begründen.

Ein plakatives Beispiel konnte man zum Ende der US-Wahl auf CNN sehen, ein Clip war aber auch schnell in den sozialen Medien allgegenwärtig. Darin: der Gefühlsausbruch des CNN-Kommentators Van Jones. Er sollte zum kurz vorher verkündeten Sieg von Joe Biden „seine Gefühle“ erläutern, so die Aufforderung.

Das tat er, erst stockend und langsam: Es sei „heute einfacher, ein Vater zu sein“. Es sei einfacher, wenn man seinen Kindern erklären könne, dass Charakter wichtig sei. Dass es wichtig sei, die Wahrheit zu sagen und „ein guter Mensch zu sein“. Jones sprach mit gebrochener Stimme, er weinte. Das Wahlergebnis sei eine Wiedergutmachung für Menschen, die wirklich gelitten hätten. Es schien, als zähle er auch sich selbst zu dieser Gruppe. Unter Tränen nahm er Bezug auf den im Mai von der Polizei getöteten Afroamerikaner George Floyd. Viele Menschen hätten unter Trump das Gefühl gehabt, nicht atmen zu können. Jones sprach über Alltagsrassismus, seine Schwester und Söhne, denen er nun eben erklären könne, dass die Welt nicht so schlecht sei.

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