Analyse

Wende im Krieg um Berg-Karabach

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Aserbaidschan präsentiert Beweise, wonach es die strategisch wichtige Stadt Schuscha erobert hat. Ankara und Moskau wollen die Kriegsparteien zum Deal bewegen. Noch stellt sich Armenien dagegen – doch das Risiko einer Niederlage wächst täglich.

Moskau. Dieser Tage liefern sich nicht nur die Follower der beiden Kriegsparteien im Südkaukasus, Armenien und Aserbaidschan, im Internet Gefechte über den korrekten Namen der Stadt. Schuschi, wie die Armenier die Siedlung nennen, oder Schuscha, wie sie bei den Aserbaidschanern heißt, ist seit dem Wochenende auch militärisch heftig umkämpft.

Schon am Sonntag verkündete der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew, seine Soldaten hätten die wichtige Ansiedlung in Berg-Karabach eingenommen. „Befreit“, wie es aus Baku hieß. Die Aussage wurde von armenischer Seite zunächst dementiert. Doch am Montag präsentierte Baku ein Video, das aserbaidschanisches Militär im Zentrum von Schuscha zeigt. Auf öffentlichen Gebäuden weht die aserbaidschanische Flagge; die Straßen sind verwaist. Wenig später gab ein Sprecher der Karabach-Behörden bekannt, dass man Suscha nicht mehr kontrolliere. Eine Offensive auf die nur wenige Kilometer entfernte und zudem 500 Höhenmeter tiefer liegende Karabach-Hauptstadt Stepanakert ist nun möglich.

Die Einnahme ist ein Schlüsselereignis in dem Krieg. Auch in dem Streit um den richtigen Namen der Stadt steht mehr auf dem Spiel als nur ein Buchstabe. Schuscha ist die zweitgrößte Stadt Berg-Karabachs, gelegen im Zentrum der völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörenden Provinz, um die seit Ende September erneut ein Krieg tobt. Schuscha ist zudem von hohem historischen und symbolischen Wert für beide Seiten. Wer Schuscha kontrolliert, so heißt es, der kontrolliere Karabach.

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