Kommentar

Warum Optimismus Pflicht ist

(C) Luca Fasching
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Klare Leitplanken, die planbares Wirtschaften überhaupt noch ermöglichen, sind mehr denn je gefragt.

Die bereits schwer getroffenen heimischen Unternehmen haben in den vergangenen Wochen und Monaten vorbildlich gezeigt, wie man mit klugen und strikt umgesetzten Präventionsmaßnahmen die Ausbreitung des Virus im betrieblichen Umfeld verhindern kann. Somit geht es in der jetzigen Situation um Gerechtigkeit und Fairness für alle Betriebe – für jene, die offen haben, und für jene, die schließen müssen. Das bedeutet, es geht auch um die richtige Balance aus gesundheitlicher Verantwortung und wirtschaftlicher Vernunft. Wenn Maßnahmen gesetzt werden, um diese zweite Welle rasch und nachhaltig zu brechen, gilt es ebenso vorausblickend die Stabilität unseres Wirtschaftsstandortes zu wahren. Und um es mit den Worten des Ökonomen David Stadelmann auszudrücken: Wir müssen die Verhältnismäßigkeit zwischen „nackten“ Zahlen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen abwägen lernen.

Planungssicherheit wird zum zentralen Element für die Wirtschaft. Klare Leitplanken, die planbares Wirtschaften überhaupt noch ermöglichen, sind mehr denn je gefragt. Die Botschaft lautet daher: Aus dem Lockdown darf kein Knockdown werden!

Vor Corona hatten bestimmte Kräfte in der Gesellschaft keine Gelegenheit ausgelassen, um lautstark zu propagieren, dass die Wirtschaft nicht mehr als ein Selbstzweck und ohnehin ein Selbstläufer sei. Mit Corona sind diese Stimmen weitgehend verstummt. Denn mit der Pandemie ist einer breiteren Masse bewusst geworden, was Wirtschaft ist und was sie bedeutet; einer breiteren Masse ist bewusst geworden, dass Wirtschaft und Gesellschaft eben in der Tat unteilbar sind. Vor Corona, so könnte man sagen, hatte sich niemand vorstellen können, was ein Stillstand der Wirtschaft für die Gesellschaft bedeutet, mit Corona hat sich das quasi selbst erklärt.

Doch außer Streit steht, dass Optimismus „Pflicht ist“, wie der Philosoph Karl Popper das einst gesagt hatte. Man könnte, mit Blick auf die aktuelle Situation, anfügen: In guten Zeiten Optimist zu sein ist leicht. In schweren Zeiten Optimist zu sein ist unerlässlich. Denn den aktuell schweren Erschütterungen lässt sich nur mit Optimismus begegnen – und mit dem Wissen, dass es die alten Stärken unseres Landes sind, die uns auch in die Zukunft leiten.

Und mit Blick auf unser Land, auf unser Wesen, auf unsere Vergangenheit, ist an dieser Stelle eines noch zu unterstreichen: Es waren die Optimisten in Wirtschaft und Gesellschaft, die Österreich zu einem starken Land gemacht haben. Und es werden die Optimisten sein, die unser Land auch weiterhin stark sein lassen. Wir dürfen nur den Mut nicht verlieren. Wir müssen besonnen bleiben, vor allem in dieser schweren Zeit. Wir werden aber auch lernen müssen, mit und nicht gegen Corona zu wirtschaften und zu leben; und das ist durchaus auch als Appell an die Politik zu verstehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2020)

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