Kommentar

Lernen mit Corona umzugehen

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Corona ist ein Weckruf, neue innovative Wege mit Mut und Optimismus zu gehen.

Es sind wahrlich verrückte Zeiten, in denen wir alle momentan leben. Noch Ende Oktober, als wir unsere letzte Konjunkturumfrage in der Vorarlberger Industrie veröffentlich haben, gab es – trotz sehr unterschiedlicher Betroffenheit – bei vielen Betrieben tatsächlich „Licht am Ende des Tunnels“. Doch mittlerweile sind diese Einschätzungen schon wieder überholt. Damals wechselte der Geschäftsklimaindex der Vorarlberger Industrie, also der Mittelwert der Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage und jener in sechs Monaten, nach dem beispiellosen Absturz im ersten Halbjahr 2020 vom Negativen ins Positive. Das lag vor allem daran, dass die Geschäftslage im Oktober, der Auftragsbestand und die Auslandsaufträge deutlich positiver eingeschätzt wurden, als noch vor einigen Monaten.

Hinzu kommt, dass es seit Corona deutlich schwieriger geworden ist, von Trends in Branchen zu sprechen. Die Auswirkungen auf die einzelnen Unternehmen weisen große Unterschiede aus. Betriebe, die beispielsweise stark mit dem Tourismus verbunden sind, von Neu- und Folgeaufträgen abhängig sind oder einen hohen Dienstleistungsanteil in den Absatzmärkten anbieten, sind eindeutig stärker betroffen. Dort wirken sich Reisebeschränkungen und Unsicherheiten auf ihren Absatzmärkten überproportional negativ aus. Auch innerhalb der Automobilbranche, in der mein Unternehmen tätig ist, gibt es erhebliche Unterschiede. Die Welt ist durch Corona tatsächlich wieder ein Stück unberechenbarer geworden.

Als Unternehmer müssen wir uns mit Zuversicht der Zukunft stellen, sonst können wir uns dem Wettbewerb nicht erfolgreich stellen. Das fällt zugegebenermaßen in Zeiten, in denen viele Politiker so manche schwer nachvollziehbare Entscheidung treffen, schwer. Warum entwickeln wir eine Corona-App mit viel Steuergeld und schaffen es nicht, dass die Bevölkerung von diesem Hilfsmittel Gebrauch macht und es auch behördliche Beachtung findet? Und das obwohl wir seit Jahren vom „digitalen Amt“ sprechen.

Corona ist ein Weckruf, neue innovative Wege mit Mut und Optimismus zu gehen. Gemeinsam gilt es, Optimismus und Perspektive im Land zu verteilen. Gemeinsam gilt es zu lernen, mit Corona und diesen verrückten Zeiten umzugehen.

Ob die Politik in diesen Zeiten richtig entschieden hat, werden wir erst in einigen Jahren beurteilen können. Bis dahin wissen wir auch, ob wir richtig entschieden haben. Ob es richtig war, sich solidarisch an die Verhaltensregeln zu halten, Rücksicht aufeinander zu nehmen, die Wirtschaft, Schulen und weitere Teile des Lebens größtmöglich am Laufen gehalten zu haben. Ich bin überzeugt – ein gemeinsamer Kraftakt lohnt sich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2020)

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