Sonderpreis:

In der Krise neue Märkte aufbauen? Ja, das geht!

(C) biologon
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Der Sonderpreis für besondere Leistungen und nachhaltige Innovationen in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten geht an das Familienunternehmen biologon, gegründet von Martina Pletzenauer und Karl Nothegger.

Mitten in der Coronakrise neue Märkte erschließen? Ja, das geht – zumindest im Fall des Tiroler Unternehmens „biologon“, das sich gerade anschickt, seine Produkte auch in der Schweiz zu positionieren. Vor zehn Jahren von den Geschwistern Martina Pletzenauer und Karl Nothegger jun. gegründet, hat sich der Familienbetrieb, der sich auf die Herstellung und Veredelung von Biolebensmitteln konzentriert, zu einem ansehnlichen Unternehmen mit 77 Mitarbeitern und einem Umsatz von zwölf Millionen Euro entwickelt.

Die Hauptprodukte – schonend per Hand gemischte Müslimischungen und traditionell im Stikkenofen gebackenes Crunchy (gebackenes Müsli) – werden europaweit vertrieben. „Unser Hauptmarkt ist Deutschland, wichtige Abnehmerländer sind außerdem Italien und Frankreich. Wir liefern aber auch nach Korea und Dubai“, erzählt CEO Martina Pletzenauer.

Der Sitz des Unternehmens befindet sich in der – nomen est omen – Genußstraße 1 in Hochfilzen, wo auch die Produktion angesiedelt ist. Verkauft wird zwar in aller Herren Länder, beim Einkauf legt man allerdings Wert auf biologisch produzierte Vorprodukte hauptsächlich aus Österreich. Ein Fokus auf Regionalität, der schon immer da war, sich in der Coronazeit aber noch verstärkt hat.

Überhaupt hat das Virus bzw. haben die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen auch bei biologon Spuren hinterlassen. Diese waren allerdings nicht pekuniärer Art. „Der Umsatz im Bereich Hotellerie war besonders betroffen, der wegfallende Umsatz wurde aber vom Handel kompensiert“, sagt Martina Pletzenauer: „Um die Verwaltung auf Home-Office umzustellen, haben wir viel investiert. Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, wurden zwischen den drei Schichten in der Produktion Pausen eingeführt, sodass sich die einzelnen Mitarbeiter nicht treffen.“ In der Produktentwicklung hat man sich auf neue Nischenmärkte fokussiert, so wurden etwa salzige Crunchies als hochwertige Alternative zu Chips „erfunden“. Auch an die schwierige Lage mancher Kunden wurde gedacht. Kunden aus dem Hotellerie- und Gastronomiebereich wurden längere Zahlungsziele eingeräumt.

Keine Stütze benötigt

Staatliche Unterstützungen zur kurzfristigen Liquiditätssicherung oder Kurzarbeitsausgleichszahlungen, Stundungen etc., wie sie dieser Tage von vielen Unternehmen in Anspruch genommen werden müssen, hat biologon nicht gebraucht – bis auf: „Vor kurzen haben wir einen Antrag auf Vorfinanzierung von Rohwaren gestellt, um mehr Haferflocken auf Lager zu legen.“ Warum? Die Nachfrage ist extrem gestiegen, die Lager müssen aufgefüllt werden, um Engpässe zu vermeiden. „Das war das Einzige, Gott sei Dank“, schließt Martina Pletzenauer. Am Ende bleibt ein letzter Eindruck, der auch Firmenmaxime ist: „Bodenständig, nachhaltig und ehrlich – mit Tiroler Handschlagqualität“ – und sehr sympathisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2020)

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