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Navi-Verirrungsfall

Irrweg. Spätestens da hätte der belgischen Lenkerin däm-mern können, dass sie nicht mehr auf heimischem Staatsgebiet unterwegs ist. Analoge Navigation hat auch Vorteile.
Irrweg. Spätestens da hätte der belgischen Lenkerin däm-mern können, dass sie nicht mehr auf heimischem Staatsgebiet unterwegs ist. Analoge Navigation hat auch Vorteile. (c) APA
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157. Lenker mit Navi stürzen in Gräben, crashen in Zäune, stehen plötzlich im Meer. Wieso nur?

Die Pensionistin Sabine Moreau sorgte vor einigen Jahren für den spektakulärsten Navi-Verirrungsfall Europas. Sie wollte einen Freund vom 60 Kilometer entfernten Brüsseler Bahnhof abholen und strandete, fünf Landesgrenzen später, in Kroatien. Nach 50Stunden und 1200 Kilometern Irrfahrt meinte das Navi in Zagreb: "Sie haben Ihr Ziel erreicht." Moreau rief ihren Sohn an.

Man lacht über solche Meldungen, doch kennt wohl jeder Navigationssystemsverwirrungen. Oft hapert es an der Übersetzung straßenbaulicher Situationen in Menschensprache. Bei mir war es gelegentlich sogar so, dass die Abbiegevorschläge tödliche Unfälle heraufbeschworen hätten. Beschimpft man die freundliche Dame zu laut, schweigt sie allerdings meist beleidigt. Navi-Beziehungskrisen sind verständlich. Immerhin überträgt man der Dame die komplette Führungsgewalt durch eine konfuse Welt. Schuld ist nicht immer die Technik. Manchmal zerstreut einen Sabine Moreau gab das an die eigene, opulente Gedankenwelt. Wer würde schon Anweisungen ernst nehmen, die deutlich unintelligenter wirken als die werte Privateinschätzung?

Niemals vergessen: Das Gehirn fährt eh mit, und es ist einschaltbar. Hatte man sich früher, mit oder ohne Straßenkarte, einfach verfahren und verirrt, wie es die Beatles in "Blue Jay Way" beschrieben ("There s a fog upon LA / and my friends have lost their way"), kommt es heute schlimmer. Etwa wenn die unaktualisierte Software neue Straßen nicht kennt schon ist man auf einer unbekannten Fahrbahn, während die Dame im Navi hyperventiliert. Menschen fahren solcherart in Sperrzäune, die später von erbosten Landbesitzern ersetzt werden müssen, stürzen in Gräben und Teiche oder tuckern bei Ebbe kilometerweit über sandigen Meeresboden.

Jedoch auch nach der Software-Aktualisierung können wir uns nicht auf sämtliche Daten verlassen. Navi-Betreiber haben Fantasiestraßen in ihre Karten eingebaut, "Trap Streets", die bei illegaler Kopie durch Mitbewerber das Copyright beweisen. Zum Glück sind sie nur als unauffällige, real inexistente Sackgassen angelegt, keineswegs als Fallen.

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