Geburtstag

Von Wille und Würde – und dem Überleben

brainin.at
  • Drucken

Am Donnerstag wird Lotte Brainin, Kämpferin gegen den Nationalsozialismus, 100 Jahre alt. Nach ihrer Flucht versuchte sie in Brüssel, Wehrmachtssoldaten für den Widerstand zu gewinnen. Bis sie verraten wurde.

Oft genug sind es die falschen Leute, die ein biblisches Alter erreichen. Naziverbrecher und ihre Handlanger zum Beispiel, dazu noch die Lauen, Unverbindlichen, die aus ihrem Herzen eine Mördergrube machen. Schon deshalb ist es ein Grund zur Freude, dass die österreichische Widerstandskämpferin Lotte Brainin heute ihren 100. Geburtstag begeht – wider alle Wahrscheinlichkeit, wenn man an die vielen Tode denkt, die ihr zwischen dem Einmarsch deutscher Truppen im März 1938 und der Befreiung aus dem KZ Ravensbrück im April 1945 zugedacht waren, und ebenso an das Seelenleid, das ihr das Wissen um das Schicksal ihrer Eltern – Jetti, die Mutter, ging in Auschwitz, Maurycy, der Vater, in Buchenwald zugrunde – sowie Dutzender Freundinnen und Kampfgefährten bereitet hat.

Als Charlotte Sontag in Wien geboren, als jüngstes von fünf Kindern eines jüdischen Ehepaares, das nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges aus Lemberg in die k. u. k. Residenzstadt geflüchtet war, wuchs Lotte in großer Armut auf und arbeitete als Hilfsarbeiterin in einer Schuhfabrik, dann in einem chemischen Labor, ehe sie als amtsbekannte Jungkommunistin und von den Nazis deklarierte Jüdin aus ihrer Geburtsstadt fliehen musste. In Brüssel schlug sich die Staatenlose als Putzfrau durch und schloss sich nach dem deutschen Überfall im Mai 1940 der Österreichischen Freiheitsfront an, der außer Landsleuten wie dem Schriftsteller Hans Mayer, der sich später Jean Améry nennen sollte, und ihrem Freund Benno Senzer, der in Auschwitz umkam, auch Belgierinnen und deutsche Emigrantinnen angehörten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.